Eleanor Friedberger

Last Summer

City Slang/Universal VÖ: 11.11.

Zielorientierter als Bruder Matthew: Die Fiery-Furnaces-Sängerin tendiert zum reifen Popsong mit hübschen Irritationen.

Und am Ende drängelt dann ein Saxofon in den Song, als die Melodie sich schon gesetzt hat und Eleanor Friedberger „My Mistake“ nur noch ganz sachte auslaufen lässt. Es ist ein kurzes Signal im größeren, eklektischen Pop-Entwurf, der Eleanor Friedberger über Stile und Zeiten bis in die aktuellen Hipster-Zirkel trägt. Man hätte schwer vorhersagen können, wohin das Solodebüt der weiblichen Hälfte der Fiery Furnaces sich bewegen würde. Folgt Eleanor den ambitionierten, stellenweise unhörbaren Songarbeiten, an denen ihr Bruder Matthew sich in Soloprojekten auch verhaspeln konnte, oder widmet sie sich dem burlesken Popsong mit den hübschen Sound-Irritationen aus der Blueberry Boat-Phase der Fiery Furnaces?

Die zehn Beiträge auf Last Summer tendieren in letztere Richtung, und das ist eine hörbar gute Entscheidung. Nach bislang sieben Platten unter dem Band-Logo, darunter ein Konzeptalbum über die eigene Großmutter und unverschämt epische Klangcollagen mit unversöhnlichen Ausgängen, hat Eleanor Friedberger jenen Ballast abgeworfen, der jede Bandgeschichte irgendwann begleitet, Routinen und Rollenvorgaben vor allem. Auf Last Summer lässt sie die Beine bis tief in die Beats baumeln und surft auf schönsten Pop-Harmonien in die Bilderwelt aus dem Gedankenkino. So geht’s los mit „My Mistake“, und es war sicherlich kein Fehler, den „Hit“ des Albums vorneweg zu spielen, er setzt den Ton für das weit offene Programm der Amerikanerin, das reicht von sanften Schubidus („Heaven“) über den pochenden Powerpopsong „I Won’t Fall Apart On You Tonight“ bis hin zum knorrigen Orches­terfunk „Roosevelt Island“.

Zusammengehalten wird Last Summer von Eleanor Friedbergers warmer, gleichwohl distanzierter Stimme, die die Songs in einem Schwebezustand zwischen An­näherung und Abstraktion hält. Und da ist noch etwas: Als hätte Friedberger die Reihe der Alben in den vergangenen Monaten, die mit der Bedeutung von Orten spielen (von Dirty Beaches über Beirut hin zu bis Bon Iver) um ein weiteres Schmuckstück erweitern wollen, liefert sie jetzt den Nachtrag, der von den leicht blassen Erinnerungen handelt, die mit Namen verbunden sind: „Inn Of The Seventh Ray“ (ein Restaurant in L.A., das Freunde ihr empfohlen hatten), „Scenes From Bensonhurst“ und „ Owl Head’s Park“.

Und am Ende erzählen die Orte alle wieder von Beziehungen, oder dem, was davon übrig geblieben ist. Last Summer verströmt von Anbeginn an die Aura eines höchst souveränen Werks, was damit zu tun hat, dass Eleanor Friedberger das Tempo ihres Vokalbeitrags so sicher bestimmt und die Worte so platziert, dass sie über den Riffs oder Keyboardmotiven tänzeln, ohne einen Song komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eine Platte, die beim Blind Date einer „ reifen Künstlerin“ zugeschrieben würde. Key Tracks: „I Won’t Fall Apart On You Tonight“, „ My Mistake“