Element Of Crime – Die schönen Rosen

Den Minnesängern der Melancholie ist mit DIE SCHÖNEN ROSEN erneut ein Meisterwerk für die Stunden zwischen Mitternacht und Morgendämmerung gelungen. Die Melodien wehen schwerelos durch den Raum, lassen sich für kurze Zeit zwischen vollen Aschenbechern und halbleeren Rotweingläsern nieder und entschwinden wieder wie ein wunderschöner Traum, den man vergeblich festzuhalten versucht. Oder wie ein Freund, der nach langer Zeit einfach so hereinspaziert kommt und den man am liebsten nie wieder gehen lassen möchte. So vertraut und doch verändert: Der Chansoncharakter der großartigen Vorgängeralben ist auf der neuen CD von Element Of Crime einem rockigeren Klangbild gewichen, das an das Frühwerk der Rosenkavaliere aus Berlin gemahnt. „Wir haben nach dem Wesentlichen gesucht, nach dem, was Element Of Crime ausmacht“, beschreibt Sven Regener den Wandel. Herausgekommen ist Musik mit sinnlichem Biß, die – wenn’s denn Vergleiche sein sollen – an die poetische Stimmung einiger Velvet-Underground-Songs oder an die stilvolle Tristesse der Tmderstieks erinnert. Musik, die auch mal richtig zuschnappt, vor allem wenn Jakob Friderichs E-Gitarre Stromstöße durch ‚Die schönen Rosen‘ oder ‚Wer ich wirklich bin‘ jagt. Ansonsten beherrschen eingängige Moll-Moritaten die Szenerie: Da schweben wunderbar-weiche Trompetenlinien, sorgen Streicher für willkommene Farbtupfer. Jemand bläst ein betörendes Saxophonsolo, und die allzeit präsente, aber nie aufdringliche Orgel rollt einen flauschigen Teppich aus. Sven Regeners ungewohnt deutlicher Gesang paßt perfekt in dieses Ambiente, die gewohnt famosen Texte tun ein übriges. Die sind zwar weniger enigmatisch, doch um keinen Deut weniger poetisch als zuletzt, und beschwören Bilder herauf von Liebe und Schmerz, von kleinen Siegen und großen Niederlagen, von Idealen, die man verloren hat, und Träumen, die man nicht aufgeben will. „Ich will immer so gern berauscht sein und werde doch immer nur breit. Und kaum daß ich einmal nüchtern bin, ist der Sommer schon wieder vorbei“, heißt es so schlicht wie ergreifend in ‚Über Nacht‘. Erstmals seit Jahren haben Element Of Crime auch wieder ein englisches Lied aufgenommen: ‚Tumbling Tumbleweed‘ fügt sich nahtlos in die makellose Song-Kotlektion ein. Zum Ausklang gibt’s das wunderbar-kitschige Instrumental „Ulrikes Lied‘, und man bleibt zurück – allein, aber glücklich.