Elton John – Blue Moves

Mit diesem Doppelalbum, so scheint mir, hat sich Elton John einen Lebenstraum erfüllt: einmal richtig in der Musik zu wühlen, alles zu tun, was ihm das Image bisher verboten hat. „Blue Moves“ stellt Eltons Fans nicht gerade vor eine leichte Aufgabe. Durch diese zwei LPs müssen sie sich schon fleißig hindurchackern, um das edle Werk (Musik und Texte) würdig aufzunehmen. Die oberflächliche Suche nach eingängigen Ohrwürmern dürfte recht mühsam werden; die Arrangements sind dafür zu verflochten und komplex: vom klassisch verbrämten Einstieg über schöne Country-Folk-Balladen (Backing: Crosby & Nash), Southern Rock, Honky Tonk bis hin zu R & B, Funk, Reggae… Natürlich darf bei einem derartigen Projekt auch nicht die Verbeugung vor Stevie Wonder fehlen, den Elton bekanntlich sehr verehrt. Vermutlich werden die Seiten 3/4 häufiger aufgelegt werden. Sie sind kommerzieller, eingängiger und munterer als Teil I der Doppel-LP. Den Trip von Westcoast bis hin in schwarze Gefilde hat Elton John nämlich voll im Griff. Hier konnte er für mein Empfinden seine Persönlichkeit am wirkungsvollsten integrieren. Kompliment noch an seine Band, die hier wirklich hervorragend gearbeitet hat. Die Resonanz auf die Seiten 1/2 hingegen, dürften sehr von Stimmung, Toleranz und in erster Linie vom Geschmack der Zuhörer abhängig sein. Eltons klassische Instrumentierung bei besonderer Vorliebe für Streicher (mit Unterstützung der Londoner Symphoniker) mag bestimmt Freunde finden, erschwert andererseits vermutlich vielen den Einstleg in diese Monster-Produktion.