EMA

Exile In The Outer Ring

City Slang/Universal

Auf der Suche nach den Ursachen für Trump findet Erika Michelle Anderson grandios sägenden Atonal-Protest-Pop.

Man kann ja allerhand meckern über Donald Trump. Aber etwas Positives hat er dann doch bewirkt: Nahezu jeder amerikanische Künstler scheint sich seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst zu werden. EMA geht das nicht anders. Doch im Gegensatz zu manchen Kollegen, die sich in profanem Trump-Bashing, Durchhalteparolen und linker Selbstvergewisserung erschöpfen, versucht sich Erika Michelle Anderson in die hinein zu versetzen, die The Donald zum Präsidenten gewählt haben.

Mit EXILE IN THE OUTER RING, der Titel deutet es an, versucht die im Hipster-Mekka Portland lebende, aber in der provinziellen Ödnis des Mittleren Westen aufgewachsene Musikerin – mit Unterstützung von Co-Produzent Jacob Portrait vom Unknown Mortal Orchestra –, ihre eigene selbstreferentielle Blase zu verlassen. Das Ergebnis ist inhaltlich verstörend und musikalisch vehement, eine deutliche Abkehr vom Industrial-Folk ihrer bisherigen beiden Soloalben, erinnert bisweilen stattdessen an EMAs alte Band Gowns, aber in erster Linie folgt hier die Form konsequent der Funktion: So desolat wie die von Crystal Meth zerfressenen Vorstädte sind die Störgeräusche, die durch einen Track wie „Breathalyzer“ sägen.

So trostlos wie ein White-Trash-Leben klingt bisweilen auch der Gesang, wenn EMA jede Silbe einzeln dehnt, als sei sie die letzte. „Aryan Nation“ ist ein deprimierender Blick auf das erbärmliche Leben eines Rassisten. Manch ein Song wie „Blood And Chalk“ erinnert an Springsteen, allerdings einen, der Nachhilfe bei My Bloody Valentine genommen hat. Andere Stücke erzählen schon im Titel ihre Geschichte: „Fire Water Air LSD“ sind die vier Elemente, aus denen die Welt gebaut ist, aus der EMA hier berichtet. „Down And Out“ oder „33 Nihilistic And Female“ sind die Verdammten, die in dieser Welt leben. „I Wanna Destroy“ ist das letzte Mittel, der einzige Hilfeschrei gegen die Hoffnungslosigkeit. EMA beschreibt schonungslos die Ruinen, die der Neoliberalismus hinterlassen hat und aus denen das Monster Trump aufsteigen konnte. EXILE IN THE OUTER RING ist kein Album, sondern ein Manifest, ist nicht Musik, sondern ein Aufschrei, nicht Entertainment, sondern ein Eingreifkommando.

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