Eno/Cale – Wrong Way Up
Darauf mußten wir lange warten: Nach 13 Jahren hat Brian Eno endlich doch noch die Kurve gekriegt und ein Album mit richtigen Songs aufgenommen, das erste seit BEFORE AND AFTER SCIENCE. Daß er sich zu diesem Zweck mit John Cale zusammentut, ist ein außergewöhnlicher Glücksfall und Anlaß genug für eine hemmungslos subjektive und bedingungslos euphorische Rezension. Denn die beiden englischen Exzentriker haben sich gegenseitig zu lauter kleinen Meisterwerken angespornt. Das alles klingt extrem erfrischend und gleichzeitig beruhigend vertraut: Die Eckpfeiler definieren sich durch Enos Musik auf BEFORE AND AFTER SCIENCE („Lay My Love“), HERE COME THE WARM JETS („Spinning Away“) und ANOTHER GREEN WORLD („In The Backroom“); John Cale knüpft vor allem mit dem elegischen Thema von „Cordoba“ an sein Album HONI SOIT von 1980 an. Doch das ist noch längst nicht alles: Brian Eno liefert mit „The River“ eine ergreifend schöne Mitternachtsballade, in der sein Bruder Roger die Keyboards, bedient. Mit „Empty Frame“ präsentieren Cale und Eno eine schräge Cowboy-Serenade, und „Crime In The Desert“ hört sich sogar so an, als wäre Jona Lewie zum Gastspiel angetreten. Für Enologen und Cale-Heads tut sich mit jedem Stück dieses Albums ein klanglicher Mikrokosmos auf, der immer wieder neue Details enthüllt. Dabei entsteht Spannung vor allem durch das Zusammentreffen der beiden unterschiedlichen Charaktere – durch die fruchtbare Synthese von Schroffheit und Sensibilität, von Rock ’n‘ Roll-Rotz und kreativem Feingeist, von Dancefloor-Rummelplatz-Drive und ätherischer Ambience, Und Cales Bratsche trifft mit anderen Streichern auf allerlei seltsame Geräusche und Treatments von Eno. Da gilt nur eins: Love it or leave it!
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