Ethan Johns

Silver Liner

Three Crows/Caroline VÖ: 27. November 2015

Ein Album, harmlos wie ein Quilt: Bequemlichkeits-Americana des britischen Top-Produzenten.

Schon Ethan Johns’ Vater Glyn arbeitete als Produzent für die ganz Großen wie die Beatles, die Eagles und die Rolling Stones. Sein Sohn erbte sein gutes Ohr, sein Faible gehört warmen Gitarrenplatten zwischen Rock und Americana, zu seinen prominentesten Kunden zählen Paul McCartney und Rufus Wainwright, Laura Marling und Ray LaMontagne, Razorlight und Kings Of Leon. Das alles darf jedoch keine Rolle spielen, wenn der Produzent und Studiomusiker nun ein eigenes Album aufnimmt.

SILVER LINER ist bereits die dritte Platte von Ethan Johns, das Debüt IF NOT NOW THEN WHEN erschien 2012, Mitte 2014 folgte das von Ryan Adams produzierte THE RECKONING. Plötzlich hat er es als Songwriter also sehr eilig. Dass das Album toll klingt, ist selbstverständlich: In Johns’ Begleitband The Black Eyed Dogs spielen mehr Weltklassecracks als im Sturm des FC Bayern, jedes Arrangement sitzt, die dunkle Stimme hinterlässt durchaus Eindruck – aber dies ist eine Plattenrezension, gottlob kein Manufactum-Katalog.

Die Einflüsse für seine Songs findet Ethan Johns fast ausschließlich in den USA, die Americana-Stimmung ist sehr gemütlich, gegen einen Schunkler wie „Juanita“ sind die jüngsten Calexico-Stücke fast schon Punkrock. In den sozialen Medien bildeten sich Vorabhörer schnell die Meinung, SILVER LINER sei genau das exzellente Album, das Neil Young heute nicht mehr aufnehmen könne. Man muss jedoch sagen: Nicht mehr aufnehmen will. Das wäre Neil Young, dem ewigen Kämpfer für die gute Sache, doch alles viel zu lieblich.

SILVER LINER hat es sich in seiner Komfortzone sehr bequem gemacht, zu sehr. Schön anzuhören, falls es draußen schneit. Problem nur: Es schneit ja heutzutage kaum noch.