Etwas – Zu Viel
Sie heißen Sidney und Stefan, sind 16 und 19 Jahre alt. Sie zupft den Bass, er spielt Gitarre. Und beide singen. Natürlich erinnert allein die Konstellation des Leipziger Duos – trotz aller Lust am Rock – an die White Stripes. Was allerdings auf die falsche Fährte führt. Erstens operieren Etwas mit voller Band im Rücken und folgen zweitens keinem wie auch immer gearteten Ästhetik-Kodex. Mit der hymnischen Single „Ich zieh‘ mich vor dir aus“ und zahlreichen regionalen Gigs haben sich die beiden Teenager bereits eine stattliche Fangemeinde erspielt. Nun folgt das erste Album zu viel. Handwerklich solide eingespielt, flott gereimt und stimmlich ziemlich okay (gilt für beide], dazu im Studio von Annette Humpe betreut, bringt die Plattenfirma jetzt gerne Vergleiche zu den „Helden“ um Judith Holofernes ins Spiel, was ärgerlich, weil irreführend ist. Etwas sind etwas anders. Und das sollten sie in ihrer Altersklasse auch tunlichst sein. Da geht es um erste Liebe [„Etwas gelogen“] und die gesamte Palette pubertärer Probleme („Immer dasselbe“). Zum Glück verarbeiten Etwas die Inhalte nicht so peinlich wie Sofaplanet, nicht so frech wie Mia und nicht so brav wie Virgina Jetzt! Es gibt tatsächlich keine Entsprechung in der deutschen Musikszene für die Newcomer aus Leipzig -was ja für die nur gut sein kann. Und egal, wer an den Texten mitgeschraubt hat, welche Musiker im Studio geholfen haben und welche Medienprofis im Hintergrund hypen: Am Ende ist dies das Album zweier Teenager. Und wenn alle so drauf wären wie diese beiden, muss uns trotz Pisa-Studie um die Zukunft nicht bange sein.
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