Etwas Rätselhaftes


Erfolgreich sind Now It's Overhead schon. Jetzt kommen "die wirklich guten Sachen"...

Mit Musikern zu telefonieren statt in persona zu plaudern, kann anstrengend sein. Vor allem wenn man sie zwischen zwei Funklöchem auf dem Handy erreicht. Und umso mehr, wenn alle fünf Minuten ein (Kattabong!) Zug vorbeidonnert. Da heißt es Nerven bewahren.

Andy LeMaster hat viel zu erklären: Gerade spitzte halb Deutschland zum Debüt now it’s overhead die Ohren, weil es im Fahrwasser der Omaha-Wunderkinder Bright Eyes daherkraulte – schwupps, ist der Nachfolger fall back open im Laden. Und wir erfahren, dass das Debüt schon drei Jahre alt ist: „Das war die Politik der Plattenfirma „sagt LeMaster. „Saddle Creelc wollte die erfolgreichen Sachen vorschicken, um die wirklich gutenfolgen zu lassen. „Ein heiseres Lachen deutet an, dass er es bei allem Selbstbewusstsein so ernst nicht meint.

Denn LeMaster und Bright-Eyes-Mastermind Conor Oberst sind alte Kumpel, spielten schon als Schüler zusammen und teilen den guten Musikgeschmack. Auf den meisten Bright-Eyes-Platten hat sich LeMaster als Produzent verewigt; Konzertgänger kennen ihn als bleichen Kameraden rechts hinten, hinter dem noch blasseren Conor Oberst: „Wegen Conor sind wir überhaupt erst bei Saddle Creekgelandet – als erste Band, die nicht aus Ornaha stammt.“ Now It’s Overhead sind Songwriter/Sänger LeMaster und sein alter Kumpel und Schlagzeuger Clay Leverett. Hinzu kommen die Freundinnen Orenda Fink (Bass, Keyboards. Trompete) und Maria Taylor (Keyboards), Liebhabern leiser Töne vertraut von Azure Ray – einer weiteren Gruppe aus der Omaha-Seilschaft. Aber Now It’s Overhead haben ihre Wurzeln in den Südstaaten: in Athens, Georgia, auf der Landkarte der Popmusik keine unbekannte Stadt. Vic Chesnutt und die B – 52’s kommen da her, und R.E.M. hätten die Stadtväter längst ein güldenes Denkmal setzen müssen. Übrigens, Michael Stipe leiht den Newcomern auf fall BACK open seine Stimme. LeMaster wiegelt ab: „Ach, Athens ist nicht groß, da laufen sich alle Musikerfrüher oder später über den Weg.“ Nachdem der erste Güterzug vorbeigerauscht und investigativ nachgehakt ist, gibt er zu: „Okay, Athens hat eine besondere Atmosphäre, die Musik befördert. Weiß auch nicht genau, woran das Hegt… “ Beim Plaudern enthüllt sich dieser spezielle Zauber allmählich: Zwar habe er schon daran gedacht, alle Zelte abzubrechen und nach Omaha zu ziehen, aber „ich liebe diese dampfende, wilde, fast dschungelartige Vegetation. Und die mythische Dimension, die Natur hier noch hat – weilalles geheimnisvoll grim ist und man nicht meilenweit sehen kann. Vielleicht hilft das der Kreativität.“

Einen „anständigen Beruf hat LeMaster nie gelernt: „Ich habe ein Universitäts-Diplom in Malerei nicht unbedingt eine Sache, mit der man sehr schnell sehr reich werden kann. „Aber eine Sache, mit der man sich auch in popkulturellen Dingen einbringen kann: Das Cover des Debüt-Albums stammt aus dem Pinsel des Sängers, und auch sonst ist LeMaster gerne in Details involviert: „Ich würde mich nicht direkt als Diktatorbezeichnen, nur weil ich alle Melodien undTexte schreibe. Bei den A ufnahmen geht es so demokratisch zu, wie es in kimstierischen Dingen eben demokratisch zugehen kann.“ Verblüffend clever seine Begründung, warum er es nicht gleich solo versucht hat: „Eine Bandhat für viele etwas Rätselhaftes und lässt sich einfach besser verkaufen. Außerdem mag ich es, mit einem festen Team zusammenzuarbeiten.“ Umso persönlicher sind ihm die Texte geraten, die poetische Aufarbeitung des ältesten Themas der Welt:

„Es war Zufall, dass gleichzeitig mit den Aufnahmen für das Album auch meine Beziehung in die Brüche ging.“ Aber Worte, Assoziationen seien ohnehin nur der Kern dessen, was dann musikalisch ausgedrückt werden soll. „Im Grunde geht es nur um Schwingungen „.

Und kattabong! kattabong! rauscht rhythmisch der letzte Zug vorbei, durch die lyrisch dampfenden Dschungel des Südens.