Extrem

Schußverletzungen, Crack-Kollaps, Delirium tremens. Ein Szenario wie in der Notaufnahme der amerikanischen Krankenhaus-Serie ‚Emergency Room‘. Nur heißt der Frauenschwarm in weiß hier nicht George Clooney, sondern Hugh Grant. Der Brite mit der biederen Ausstrahlung eines Buchhalters schlüpft in EXTREM (Originaltitel: Extreme Measures) in die Rolle des karrierebestrebten Jungarztes Guy Lathan. Dessen Gedanken kreisen bereits um seinen neuen lob in der medizinischen Abteilung der New Yorker Universität. Wäre da nicht der rätselhafte Tod des Patienten Claude Minkins, dessen Leiche auf ebenso rätselhafte Weise verschwindet. Lathan beginnt zu recherchieren – und stößt auf massive Gegenwehr aus den eigenen Reihen. Doch selbst ein Rausschmiß aus der Klinik wegen angeblichen Drogenkonsums (natürlich eine Intrige) kann Guy nicht stoppen. Er begibt sich auf die Suche nach einem ominösen „Raum“, von dem Minkins kurz vor seinem Tod sprach. Beim Aufspüren dieses düsterlichen Ortes im New Yorker Untergrund macht Lathan eine noch düsterlichere Entdeckung: Einige der dort lebenden Obdachlosen wurden für medizinische Zwecke als Versuchsobjekte mißbraucht. Die Spur führt zum renommierten Neurologen Lawrence Myrick (Gene Hackman) und dessen Forschungsprogramm zur Heilung querschnittsgelähmter Menschen. Nach einem Mordanschlag wacht der detektivisch ambitionierte Arzt in Myricks Klinik wieder auf-und kann nur noch seinen Kopf bewegen… Keine extreme Entscheidung, dennoch riskant, Hugh Grant für einen derartig straighten Charakter zu verpflichten. Vermutlich hat Lebensabschnittsgefährtin Elisabeth Hurley da ihren Einfluß geltend gemacht. Sie ist die Produzentin von EXTREM. Dennoch kratzt Regisseur Michael Apted (drehte einst die Sting-Dokumention ‚Bring On The Night‘) mit Erfolg am feingeschliffenen Lack des Englishman. Hugh Grant war noch nie so gut wie in diesem Film. Eigensinnig, erfindungsreich und schlagkräftig kämpft er sich in den verbleibenden zwei Stunden an den großen Kontrahenten Gene Hackman heran. Dieser allerdings agiert allzu routiniert. Das klischeehafte Korsett, in das der große Mime durch das Drehbuch gezwängt wurde, hat ihm sichtlich den Atem genommen. Was übrig bleibt, ist ein überdurchschnittliches Hollywood-Werk mit einem nervenzerrenden Einstieg, einem Durchhänger im zweiten Drittel und einem kribbeligen Endspurt.