Falco
FALCO 3
Sony (VÖ: 10.10.)
Pop: Wie sich ein frustrierter Falco einfach neu erfand. Skandal inklusive.
Johann Hölzel war 1985 zunächst am Boden zerstört. Seine gerade begonnene Karriere als Falco schien nach dem Flop seines zweiten Albums JUNGE ROEMER vorbei zu sein. Mit seinem Produzenten Robert Ponger hatte er zwar „Der Kommissar“ geschrieben, doch wegen Hölzels Whiskeykonsum zerstritten sie sich. Hölzels Manager Horst Bork fand mit Rob und Ferdi Bolland neue Produzenten. Diese schlugen einen Song zum „Amadeus“-Hype rund um MilošFormans damaligen Filmhit vor. Hölzel hielt das zunächst für Unsinn, schrieb dann aber einen brillanten Text und überzeugte mit seiner Performance bei der Aufnahme. Im Mai 1985 erschien „Amadeus“, wurde ein weltweiter Hit und rettete seinen Popstarstatus.
Im September schob das „Team Falco“ FALCO 3 nach. Die Bollands produzierten für das Album acht Titel, darunter die erfolgreiche Amadeus-Nachfolgesingle „Vienna Calling“. Dazu kamen die beiden USA-Songs „America“ und „Männer des Westens“, für die Hölzel ironische, aber tiefgründige Texte schrieb. „America“ hatte ursprünglich „Videot“ geheißen, eine ironische Anspielung der Bollands auf den dauerfernsehenden Hölzel. Dieser machte daraus einen Text über die Oberflächlichkeit der Amerikaner und performte ihn im Wiener Dialekt. In „Männer des Westens“ dagegen suchte er nach der Seele der USA im Kalten Krieg („Dass die guten Kräfte dieser Welt sich sammeln, jeder, der daran noch glaubt, der irrt …“).
Die aktuelle Neuauflage zum 40. Jubiläum enthält nun aber wirklich alles, was bislang fehlte
Erstmals enthält dieses Album auch zwei Coverversionen. Falco bearbeitete den Song „Looking For Love“ der Band The Cars, der bei ihm „Munich Girls“
hieß. Außerdem interpretierte er Bob Dylans „It’s All Over Now, Baby Blue“ so selbstverständlich, als wäre es eigens für ihn geschrieben worden. Beide Texte veränderte er leicht, sodass daraus unverkennbare Falco-Stücke wurden. Die Bollands nannten das „Falconizing“.
Als dritte Single wurde im Dezember 1985 der Song „Jeanny“ ausgekoppelt. Falco gibt darin im Rollenprosatext einen Entführer, Vergewaltiger und Mörder in bester Oskar-Werner-Manier. Zahlreiche Radiosender boykottierten den Song. Wahrscheinlich gerade deswegen wurde auch diese Single ein gigantischer Hit. Im März 1986 erreichte „Amadeus“ in den USA und Großbritannien Platz 1 der Charts. Falco wurde damit zum international erfolgreichsten Künstler österreichischer Herkunft aller Zeiten.
Bereits zum 25. Jahrestag hatte es eine Deluxe Edition gegeben. Die aktuelle Neuauflage zum 40. Jubiläum enthält nun aber wirklich alles, was bislang fehlte: sämtliche Remixe, die für das Album angefertigt wurden, sowie die damals unveröffentlichten Songs. Außerdem ist Falcos Auftritt bei „Opus & Friends“ enthalten, bei dem er „Amadeus“ und den Opus-Hit „Flying High“ sang. Die kenntnisreichen Liner Notes hat erneut der Falco-Archäologe und -Experte Michael Rager verfasst.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.



