False Priests :: Polyvinyl/Cargo

Was als verhuschter Indie-Pop begann, ist endgültig im Club gelandet.

Das Kollektiv namens Elephant Six gehört zu den seltsamsten Brutstätten feiner Musik, die sich denken lassen. Aus seinen Reihen hervorgegangen sind so unterschiedliche Künstler wie Neutral Milk Hotel, Elf Power, Apples In Stereo – und eben Of Montreal, die spätestens seit dem quietschbunten Bubblegum-Kraftpop von HISSING FAUNA, ARE YOU THE DESTROYER? zu seinen erfolgreichsten Aushängeschildern zählt. Auch auf FALSE PRIESTS lässt sich nachhören, was für Elephant Six typisch ist, nämlich die Verbindung geradezu kindlich-ursprünglicher Popmuster mit experimentellen, gerne auch elektronischen Extravaganzen. Und doch dürfte sich selten eine Band aus dem bewährten Stall so weit auf den Dancefloor hinausgewagt haben. Schon der die Opener, „I Feel You Strutter“, kommt pumpend und funkend daher wie ein Prince auf Speed, der zuvor zuviel Byrds gehört hat. Dabei verlässt Frontmann Kevin Barnes sein schluchzendes Falsett nur, um zwischen den Takten kleine Geschichten zu erzählen – etwa die von dem vergötterten Mädchen, das sich am Ende doch nur als „Crazy Girl“ entpuppt. Komplex und beinahe proggig vertrackt geht es hier zu, wenngleich ohne ödes Muckertum. Es sägen die Synthesizer, jubilieren die Chöre und wandern die Bässe, dass es eine Freude ist. Zwar überrascht selbst der ruhigste Song, das mit seinen an Neue Musik erinnernden Streichern bedrückende „Casualty Of You“, mit einem unerwarteten Rhythmuswechsel – aber kaum ein Stück verabschiedet sich ohne einen hymnischen, zum Mitsingen geradezu zwingenden Refrain. Ansonsten regiert die gute Laune, dicht und virtuos musiziert, angereichert um Disco, Soul und Beatles-Harmonien, die nicht allzu sehr nach den Beatles klingen. „Coquet Coquette“ könnte mit seinen wuchtigen Riffs auch auf einem Strokes-Album zu finden sein – im Gegensatz zu gewagt surrealen Textzeilen wie „I don’t wanna catch you with some other guy’s face under your eyelids“, die hier Standard sind. Als besondere Überraschung und zu allem Überfluss taucht auf zwei der 14 Songs die halbgöttliche Soul-Diva Janelle Monáe auf und veredelt diese Wundertüte zur Schatztruhe. Wer hier nicht mitwippt, der hat keine Füße mehr.

Arno Frank

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