Fehlstart :: Sylvian/Fripp The First Day (Virgin 22688208 222)

Vielleicht hätte diese Zusammenarbeit Ende der 70er funktionieren können, als beide Pro-I tagonisten „nur“ progressive Rockmusiker waren — David Sylvian als Sänger von Japan, der Glam-Rock-Band für Leute mit Hirn, und Robert Fripp als Mostermind von King Crimson, der damals noch offen genug war, um echte Experimente zuzulassen. Zugegeben, Fripp hat auch gute Beiträge zu einigen Soloausflügen Sylvians in der Post-Japan-Phase geleistet, vor allem auf dem Soundtrack zu dem Film „Steel Cathedrals“ und auf GONE TO EARTH, aber diese Projekte standen allein unter Sylvians Regie. Ihre Raffinesse beruhte nicht zuletzt darauf, daß Sylvian in der Zwischenzeit den Jazz entdeckt hatte. Fripp dagegen hat mit Jazz noch nie etwas anfangen können, und so kommt diese neue „Band“ einfach nicht aus den Startlöchern.

Die Songs orientieren sich an den hölzernen Rhythmen der Crimson-Besetzung aus den 80ern, dem laschen Neo-Minimalismus des Frippertronics-Konzepts und der League Of Crafty Guitarists. „God’s Monkey“, ein halbherziger Ausflug in Funk-Gefilde, hinterläßt noch den besten Eindruck. Aber nicht einmal hier bekommt Sylvian Gelegenheit, seine außergewöhnliche Stimme ins rechte Licht zu rücken. Resümee: Wenn’s denn schon etwas stromlinienförmiger sein soll (ohnehin nicht Sylvians stärkste Seite), dann doch lieber RAIN TREE CROW.