First Aid Kit

Ruins

Columbia/Sony

Americana aus Schweden, so gut, dass die Staaten den Schwestern zu Füßen liegen.

Der Verfasser gibt zu: Wenn ihn eines Tages Stimmen retten müssen, dann diese: Die Gesänge der Schwestern Johanna und Klara Söderberg besitzen eine Dringlichkeit, die Seelen über Sümpfe trägt. Vor einem Jahr interpretierten sie im schwedischen Fernsehen den unglaublich tollen Song „Complainte Pour Ste. Catherine“, im Original von Kate & Anna Mac­Garrigle, und seitdem muss erst einmal bewiesen werden, dass die Söderbergs nach den MacGarrigles nicht das zweitbeste Schwesternpaar des Folkrock aller Zeiten sind.

In den USA sind First Aid Kit seit längerer Zeit ein großes Thema, RUINS ist das vierte Album der Söderbergs. Beteiligt sind große Teile des Indie-Americana-Adels: Produziert hat Tucker Marine, der auch My Morning Jacket und die Decemberists betreut, mitgespielt haben Leute von Midlake, Wilco sowie Peter Buck von R.E.M.

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Der Vorabtrack „Postcard“ zeigte schon, dass First Aid Kit auf RUINS das ganz große Publikum im Blick haben, der nostalgische Countrysong ist kreuzbrav bis konservativ. Auch das rebellische Herz des Auftaktsongs ist eher ein Klischee, der Song folgt den Spuren der Fleet Foxes, rauf in die Appalachen, wo die Gesänge so einzigartig hallen.

Aber wenn die Söderbergs sich dann im Refrain fragen, wie es sein kann, dass dieses rebellische Herz nicht aufhören will zu träumen, sich dabei ihre Stimmen erst aneinanderlehnen, dann gemeinsam neue Kraft finden und zum Höhepunkt des Stücks zwölf ewig lange Sekunden lang auf ein und demselben sehr hohen Ton stehenbleiben, als verliere diejenige den Glauben an die Liebe, deren Stimme zuerst schlappmacht – dann holt der Verfasser den Schwestern einen Extrastern vom Himmel.