Foreigner
Double Vision
Atlantic / WEA
Woran es auch immer gelegen haben mag, daß Foreigner bei ihrer Stippvisite in Deutschland eingebrochen sind, in ihrer amerikanischen Heimat gelten sie nach wie vor als das Beste, was Rock zur Zeit hergibt. Ich habe es selbst in Los Angeles miterlebt, wozu diese Gruppe live in der Lage ist. Da kommt ohne Abstriche rüber, was ihr Debutalbum vom letzten Jahr versprochen hatte. Nach langem Hickhack wegen Abmischung, Neueinspielung und Konzeption ist Foreigner Numero duo nun endlich in den Läden. Eine Gruppe, die ein sensationelles Debüt vorausschickt, hat es natürlich immer schwer, einen ebenbürtigen Nachfolger zu produzieren. Im vorliegenden Fall hat die Gruppe ihren guten Ruf aber absolut gefestigt.
Die mehrstimmigen Gesangsparts klingen nie glatt und sauber und sind doch wunderschön. Die Gitarrenriffs sind aus keiner Schublade geholt und klingen doch vertraut.
Die sechs Musiker von Foreigner, allen voran Ex-Spooky Tooth Mick Jones, legen sich nie fest, spielen in musikalischem Freiland. Die Musik geht zwar sofort in Fleisch und Blut über, hat aber so viel kompositorisches Niveau, daß es sehr schwer ist, sich daran sattzuhören. Schwere Rock-Nummern, leichtere Popkost und sinnliche Liebesballaden gehen hier einträchtig nebeneinander her, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen, ohne der Gruppe den Ruf der Stilschändung einzubringen.
Man erkennt bei jedem der zehn Meisterwerke deutlich die Handschrift dieser Gruppe. Natürlich standen alle unsere alten Idole bei der Geburt des Kindes Foreigner an der Wiege, aber dafür haben wir ja den Begriff Progress, der im Falle Foreigner eine eigenständige Verarbeitung dieser Einflüsse meint. Nach allen bösen, zum Teil berechtigten Kritiken, die sich die Gruppe nach ihrem Deutschlandbesuch eingehandelt hat, ist „Double Vision“ die Versöhnung. Wer die Gelegenheit hat; sollte sich bei seinem Plattenhändler das Titelstück und das Instrumental „Tramontage“ anhören. Allein diese beiden Titel sind die ganze LP wert.