Franz Schöler – Let It Rock

Ein neues deutschgeschriebenes Rockbuch ist auf dem Markt. Aber es ist kein reines deutsches. Hierzulande bringt die Rockmusik höchstens faktisch langweilige oder zutiefst intellektuelle Autoren hervor. Also ganz gut, wenn das hier vorliegende fast nur Aufsätze englischer und amerikanischer Schreiber enthält. Herausgeber Franz Schöler hat auch einen Teil der Kapitel selbst verfaßt. Auffallend ist zuerst einmal, daß sich die Fremdautoren offenbar alle aus echten Fans zusammensetzen. Sie schreiben in einer innig verliebten Weise über ihre Rock-Heros und den Rock’n’Roll, über Dylan, Hendrix und die Beatles. Einige davon beschissen analytisch. Starke Abschnitte dagegen gibt es in den Storys über die Stones (von David Dalton), die Joplin (von Jon Landau) und Chuck Berry (von Michael Lydon). Dem Untertitel „Geschichte der Rockmusik“ werden nur ganze vier Essays gerecht. Ansonsten Einzelportraits, die das Damals widerspiegeln sollen, und ein Witz von Artikel, der sich „Die fünf Stilarten des Rock’n’Roll“ nennt und eher noch mehr Verwirrung stiftet als aus der Welt schafft. Wem der wohl nützen soll? Eine Discografie von „epochemachenden“ Rockplatten ist beigefügt, die mir schon langsam Alpträume verursacht. Jeder Rockkritiker meint, in dieser Hinsicht zeigen zu müssen, was er doch für ein ausgekochter, gebildeter Kenner ist. Freilich ist sie zu gebrauchen, nur – wem nützt sie?? Wäre das Buch nicht so unverschämt teuer, könnte es trotz allem getrost weiterempfohlen werden. Aber warum schreibt in Deutschland nicht mal einer einen Schinken wie Nik Cohn mit „Awoopbop . . .“. Oder gab es hier niemand, dem der Beat bzw. der Rock’n-Roll damals alles bedeutet hätte? Das kritische Bewußtsein und das Verdrängen einer Vergangenheitsphase scheint hierzulande immer noch an der Tagesordnung zu sein.