Fred Hersch/Bill Frisell – Songs We Know

Der Titel ist Programm. Denn nicht nur für Jazz-Maniacs gehören Titel wie „I Got Rhythm“ und „What Is This Thing Called Love?“ zur musikalischen Allgemeinbildung. Die Standards der Rodgers/Hammersteins, der Gershwins, der Porters erleben jetzt dank Pianist Fred Hersch und Gitarren-Gott Bill Frisell ihre Neuauflage, was eigentlich nach den Interpretationen der Davis‘, Evans‘ und Jarretts kaum noch für möglich gehalten wurde. Aber tatsächlich entdecken die beiden in allen Ecken der elf Tracks immer wieder unbekannte Nuancen, die sie beispielhaft herausarbeiten. Da kommt man ohne spektakuläre Ritte über das Griffbrett bzw. die Tastatur aus, stattdessen genügen scharfgesetzte Akkord-Spitzen, von denen aus ein enormes Spektrum flächendeckend gespannt wird. Während Hersch eher die klassischen Jazz-Schemata durcheinander bringt, wirft Frisell seinen ätherisch-verzerrten Klangzauber an, tupft sich durch die Melodien, was schon mal in Country-Music münden kann. Ein Album, das von seinen ungewohnten Perspektivenwechseln auf jene Jazz-Hymnen lebt, die wir so noch nicht gehört haben.