Gary Glitter – The Leader

Epic EPC 32 200 (CBS Nice Price Serie- IMS-Jmport) Die Rock-History ist zu keinem Zeitpunkt allein von den strahlenden Superstars, dib sich auch noch im -Kritiker-Lob sonnen durften, geschrieben worden. Genauso dazu gehören die dubiosen Figuren aus den Ranr- und Zwielichtzonen, die es lediglich einem gnädigen Schicksal verdanken, wenn sie vorübergehend gleichberechtigt neben den wahren Größen stehen durften.

Gary Glitter gehörte von 1972 bis 1974 eindeutig zur zweiten Kategorie, daran führt keine noch so differenzierende Betrachtungsweise vorbei. Zur Zeit seiner Hitparadenerfolge war der unter seinem eigentlichen Namen Paul Haven zuvor erfolglose Sänger mit der zugleich schmierigen und schmirgelnden Stimme bereits ein älteres Rock-Semester. Aber in der Zeit des Rock-Niedergangs konnte er als Wegbereiter und Ausschlachter des Glitter-Rocks tüchtig absahnen.

Er brachte karg arrangierte, harte Tanzflächen-Füller („Rock And Roll Part 1+2“, „Im TheLeaderOfThe Gang“) und triefende Balladen („The Wanderer“, „I Love You Love Me Love“), zusammengestückelt aus Klischee-Fetzen, geschickt kaschierten Anleihen und offensichtlichem Diebesgut. Richtig singen konnte Gary Glitter natürlich auch nicht.

War das ein Fressen für alle Kritiker! Wenn schon ein eindeutiges Genie wie Marc Bolan damals tüchtig Federn lassen mußte, was hatte dann eine so traurige Gestalt wie Glitter zu erwarten?

Gary aber ließ die Attacken abprallen, indem er gar nicht erst vorgab, irgendwelche Kunst zu machen – und befaßte sich stattdessen mit den Verkaufszahlen. Ein ganz und gar unmöglicher Rockstar. Und dennoch: Etwas muß an ihm gewesen sein, das noch heute dafür sorgt, daß er nicht nur erneut im Gespräch ist, sondern auch seine alten Schinken wieder gefragt sind. Vielleicht liegt’s daran, daß er Pop-Musik konsequent als Party-Spaß auffaßte?