Geisterfahrer – Fest der Vielen Sinne
Keine Frage, die zweite Geisterfahrer-LP ist gut geworden. Schnell, kraftvoll vielschichtig, differenziert. Es macht Spaß zuzuhören und mitzutanzen. Die Geisterfahrer haben den Vorteil, nicht imitieren zu müssen, eigene Ideen sind genug vorhanden. Das Potential ist stark. Ihr Stil ist eindeutig, nicht zuletzt durch Michael Ruffs pointierten Sprechgesang. Daß es nicht immer gradlinig auf Tonhöhe liegt, spielt keine Rolle. Jürgen Weiß am Schlagzeug ist schlicht unentbehrlich. Der Rhythmus stimmt, ist sozusagen durchschlagend.
Funk ist ab jetzt auch bei den Geisterfahrern im Programm. Und das ist gut. Denn wie sie es machen, läßt sich hören. Der Baß brummt, das Herz hüpft vor Freude. FEST DER VIELEN SINNE ist eine gekonnte kreative Mischung. Die Möglichkeiten der Elektronik werden von Matthias Schuster ausgeschöpft, aber nicht übertrieben. Gitarren werden (mit Ausnahmen) so eingesetzt, wie man sie heute verstehen sollte: als Rhythmusgeber oder kurzlebige Tonquellen, die dazu dienen, einen Sound zu entwickeln.
Zweimal übrigens hat Mayo Thomson, Pere Ubu-Kopf, an der Gitarre mitgemischt, nicht zuletzt ein Verdienst der guten Verbindung von „Konkurrenz“ zu „Rough Trade“. In „Zeit der Chancen“ z.B. hüpft er über die Gitarre und gibt dem Song feine, beinahe minimalistische Momente. „Himmel Auf Erden“ ist sowas wie der potentielle Hit der Platte. Eingängig nachvollziehbar, unbedingt tanzbar. Michael Ruffs Lyrik ist im besten Sinne poetisch, beinah Gedichte mit Spielraum für Deutungen – mir ist mehr nach Alltagslyrik, zugegeben.
Das FEST DER VIELEN SINNE ist kein fröhliches. Eher düster geht es zu. Düster wie die Jahreszeit, düster wie die allgemeine Grundstimmung. Aber die Band verfällt zum Glück nicht in nutzlose Depressionen. Ihr Konzept ist zeitnah, vielversprechend, einfach hörenswert.
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