Geisterfahrer – Schatten Voraus

Erst eine Single beim kleinen Hamburger ZickZack-Label und dann im wahrsten Sinne zur Konkurrenz: die Geisterfahrer liefern mit Ihrem LP-Debüt auch gleichzeitig den Auftakt zum Start eines neuen Labels bei der Firma Phonogram: dem Konkurrenz-Label.

Die Geisterfahrer produzieren Musik für dunkle Räume. Ein Stilbruch, diese Kassette im Auto zu hören, wenn du durch sonnige, herbstbunte Landschaften fährst. Wenn die Dämmerung hereinbricht oder im Zimmer nur noch eine trübe Lampe brennt, dann findet die ruhige Monotonie ihr optimales Umfeld. Keine Angst, ganz so depressiv wie bei Joy Division wirkt sich die schwebende Melancholie nicht aus. Aber es ist Musik, die isoliert, weil man sich dabei in sich zurückzieht. Aus der Reihe tanzen da „Terror/Liebe“ mit relativ trockener Rhythmik, funk-inspiriert und „Es tut nicht mehr weh“ mit hart auf Rhytmus eingestelltem Synthesizer und kratzender Violine. Der oft etwas quälende Ernst gönnt sich dann in „Das Haus“ etwas Spielerisches, wenn auch geisterhaft inszeniert: ein gespenstischer Vampirsong mit aggressivem Baß und sakralem Ausklang. „Schatten“ erinnert mich stark an die frühen Can,.das mag am urwerkartig tickenden Rhythmus liegen, am vollen Baß und daran, wie die Stimme eingebettet ist.

Die Stimmen, sprich „Gesang“ oder besser Sprechgesänge, sind bei den Geisterfahrern meistens leider noch zu ungelenk, um mit dem atmosphärischen Sound zu harmonieren. Das führt in einigen Passagen zu Reibungen, die nicht unbedingt zur Musik passen. Positives Beispiel: „Schatten“, weil sich hier die Monotonie der Stimme weich ins Umfeld einpaßt.

Zum Ausklang wird’s übrigens nicht schlecht psychedelisch. Effektvolle synthetische Stimmungsgeber rauschen vorbei, das Umfeld wird suggestiver. Der dunkle metallische Klang der Gitarre kommt von dort hinten, wo sich in jüngster Zeit wieder die leise Erinnerung regt an jene musikalischen Psychopharmaka, die uns am Anfang das Gehirn noch auf angenehme Art benebelt hatten.