Gene Simmons

Asshole Sanctuary

So subtil wie ein Vorschlaghammer: die Kiss-Zunge zwischen Krachrock und Popschlock.

Folge 1.726.341 aus der Serie „Platten, die die Welt nicht braucht“: Gene Simmons verdiente sich einst als Bassist und „Song“-Schreiber der Comic-Rocker Kiss eine goldene Zunge, jener Krachkapelle, von der vor allem Nachgeborene gerne glauben, sie habe zusammen mit den Pfeifen von Aerosmith die US-Rockmusik im Alleingang erfunden. Das ist nicht wahr, Kinder. Wahr ist, dass Mr. Simmons letzthin in Thomas Gottschalks Amerikasendung die Lebensweisheit zum Besten gab: „Mutti hat immer Recht.’Wahr ist auch, dass der Typ ein neues Soloalbum am Start hat, auf dessen Cover er – umräkelt von drittklassigen Model-Schratzen – aussieht wie Mister St. Pauli 1987. Wahr ist, dass der Opener „Sweet & Dirty“ Ted Nugent wie einen Intellektuellen dastehen lässt – war nur Spaß; dass Prodigys „Firestarter“ gefleddert wird; dass beim GeneSimmons/Frank Zappa-Stück „Black Tongue“ Dweezil Zappa die Gitarre zupft Iwas man hört); dass Bob Dylan an“.Waiting For The Morning Light“ mitgeschrieben hat (was man nicht hörtl; dass auf asshole – so die Plattenfirma – „Nord Rock, Blues, Trosh, Neo-Psychedelio, Beatles-artiger Pop, Rap, Prog Rock und Powerbaltaden „verwoben werden. Wahr ist auch, dass man sich beim Hören dieses überkandidelten Mischmaschs erstaunlicherweise nicht übergeben muss, stattdessen mit jedem Durchgang mehr Gefallen l!l am Simmons’schen Größenwahn findet. Das Leben ist schon seltsam. Und das, Freunde, ist die verdammte Wahrheit.