Geschichten Vom Sachsendreier :: Zonen-Szeneinfos
War die DDR ein Monster? Eine Käseglocke? Letzteres wohl irgendwie schon. Aber eine mit viel fruchtbarem Boden für unzählige Bands, die zunächst ausschließlich Westsongs nachspielten. Später entstanden oft von Musikerkollegen belächelte eigene Songs. Und Ende der Siebziger wurde daraus zeitlose Musik wie etwa „Nach Süden“von Lift,“Kampf um den Südpol“ oder das Album WEISSES GOLD der Stern Combo Meißen. Das galt nicht mehr als sogenannte „Zonenmusik“. Electra aus Dresden haben solche famose Platten z.B. wie MEERESFAHRT von Lift oder die erste STERN COMBO MEISSEN nie hinbekommen,deren blieben stets eher hölzern und gestelzt. Die Leute mochten sie dennoch. Jürgen Balitzki berichtet in seinem spannenden Buch über wunderbare Begebenheiten, politische Verwirrungen, tragische Geschicke und bizarre Prozesse. Er beginnt beim Urschleim: Schülerbands, Musikschulen, Tanzmucken… Die Protagonisten Reinhard Fissler, Franz Bartzsch, Martin Schreier,Thomas Kurzhals, Bernd Aust, Veronika Fischer, Werther Lohse, Stefan Trepte und viele andere erzählen ausführlich über Gründerzeit, Karierresprung und die Neuzeit. Man fühlt sich mitten hineinversetzt, atmet förmlich Bühnenluft und die Straße. Da wird geschildert, wie der Stern Combo-Chef mit Meißner Porzellan loszog – Westgeld mußte her -, um sich mit Equipment ausstatten zu können. Nachts auf dunklen Parkplätzen wurden solche Geschäfte abgewickelt. Man erfährt Detailliertes über den schlimmen Unfall von Lift, bei dem Gerhard Zachar und Henry Pacholski ums Leben kamen. Die legendären Sauforgien bei Electra samt Folgen werden beleuchtet, genauso wie der erste Tantiemen-Prozess in der DDR-Geschichte: Kurt Demmler gegen Stern Combo Meißen. Die Gefahr der Kommerzialisierung der Rockmusik bestand in der DDR indes nur im geringen Maße. Geld wurde verdient, aber, für eine bessere Ibanez-Gitarre waren 11.000 Mark zu berappen, für einen DX-7 waren es gar 23.000 Mark. Ob Profi oder Amateur-da mussten alle durch. Der Stern Combo Meißen- und Karat-KeyboarderThomas Kurzhals meint noch: „Eine Band ist immer ein Kindergarten-egal wie alt die Leute sind.“ Na ja, vielleicht. Wer sich für die Musik dieser drei aus Sachsen stammenden Bands interessiert, wird mit diesem Buch jedenfalls auf das Allerbeste bedient. Weil das ohnehin interessante Material von Balitzki noch hervorragend aufbereitet wurde. Ein kurzweiliges Vergnügen.
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