Girl – Sheer Greed
Dem Cover nach zu urteilen, sind Girl eine billige Japan-Imitation. Durch das erste flüchtige Hören von SHEER GREED wurde dieser Eindruck bei mir sogar bestärkt. Als ich mir die Platte dann aber in aller Ruhe, mit Augen zu und über Kopfhörer anhörte, mußte ich meine Meinung über Girl gründlich ändern. Von „Imitation“ oder gar „billig“ kann keine Rede sein. Wenn man sich näher mit SHEER GREED beschäftigt und etwas Fantasie besitzt, kann diese Musik vielerlei Assoziationen auslösen: plötzlich denkst du an Ultravox („My Number“), an die Tom Robinson Band („Lovely Lorraine“) oder UFO („Hollywood Tease“), Ted Nugent („Take Me Dancing“) und sogar an Led Zeppelin („What’s Up“). Aber trotz all der Namen: Girl machen ihre eigene Musik! Sie haben lediglich sehr viele Einflüsse darin verarbeitet, so daß eine fantastische Hardrock/New Wave-Synthese entstanden ist. Dieses sich ergänzende Wechselspiel der Stilarten gilt nicht nur für die LP als Ganzes, sondern auch für die einzelnen Songs. Besonders Philip Lewis und Sologitarrist Gerry Laffy bilden einen spannungsreichen Kontrast; wählend Lewis‘ Gesang eher zu skuriler neuer Musik tendiert, sind Laffys Soli oft aus purem Heavy Metal.
Girl haben sicher das Zeug zu etwas Großem; einige Kritiker in England sprechen sogar überschwenglich von den „neuen Rolling Stones“. Nun, SHEER GREED ist ein faszinierendes und vielversprechendes Debütalbum. Allerdings muß man die Platte laut hören (am besten über Kopfhörer) und sollte dabei möglichst keiner weiteren Nebenbeschäftigung nachgehen, während ich lediglich Zimmerlautstärke benötige, um „Satisfaction“ oder „Sympathy For The Devil“ zu genießen.
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