Glashaus: Berlin, Columbia Fritz :: Überladene R&B-Mission

Halleluja, Moses ist im Haus. Ganz offensichtlich verbindet der schwergewichtige Glatzkopf mit seinem Vor- mehr als nur einen Rufnamen, denn seit kurzem ist er in höherer Mission unterwegs. So schmeißt er mit Bibelzitaten voll apokalyptischer Drohungen und paradiesischer Verheißungen nur so um sich. „Flieht aus der Mitte Babylons“, heißt der Rat des 3P-Chefs, es werde „Feuer vom Himmel fallen“, unkt er düster an anderer Stelle. Nein, Humor war noch nie die Stärke des bärigen Rappers.

Wie eine Sekte wirkt die verschworene Gemeinschaft der zehn teilweise exzellenten Musiker auf der Bühne. Mit kühler Perfektion intonieren sie die Titel des Albumdebüts „Glashaus“, das Prediger P. nicht als Werk eines einzelnen Künstlers verstanden wissen will, sondern als „zurückhaltenden Kunstbegriff“. Doch auch wenn der selbst ernannte Prophet sich immer mal wieder in den Hintergrund stellt, an einem gibt es keinen Zweifel: Pelham zieht die Fäden. Von ihm stammen sämtliche Texte und Musikstücke, zum Teil in Kooperation mit seinem Partner Martin Haas, der am Piano hockt.

Immer wieder zitiert P. jene Passagen der Heiligen Schrift, die von Erlösung und Verdammnis künden. Seine zweite Seite verkörpert Cassandra Steen. Die sympathische 20-Jährige singt zu zart schmelzenden Melodien von Liebe, Enttäuschung und Schmerzen. Freilich stammen auch diese Zeilen aus der Feder des Kolosses vom Main. Sie offenbaren eine derart fragile Pelham-Persönlichlichkeit, dass man Angst hat, sie könne jederzeit zerbrechen. Das Gesamtbild dieses überzuckerten, überladenen R & B erinnert an ein Glas Nutella, das viel zu viel Kalorien hat, um es auf einmal zu essen. Hier wurden gleich mehrere Gläser dieses schwerverdaulichen Brotaufstrichs serviert. Fazit: Viel zu dick aufgetragen!

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