Goldfrapp
Black Cherry
Alison im Wunderland - Sinnliche Elektronik: Die Himmelfahrt startet diesmal auf dem Tanzboden.
Rotwangig und verheißungsvoll, von märchenhafter Unschuld und großer Tragödie war das barocke Goldfrapp-Debüt Felt Mountain. Doch in jedem Märchen lauert bekanntlich auch eine dunkle Seite. Und wer Goldfrapp genauer besah, live erleben durfte, wie diese manchen Song und jedes Mark durchdringende Sirene eben nicht aus einer Maschine, sondern aus dem weit aufgerissenen, glutrot umrandeten Mund der offensichtlich von einer höheren Macht berührten Alison Goldfrapp tönte oder mit schweißfeuchten Händen erfuhr, wie sie Olivia Newton-Johns „Physical“ so viel Elektrizität und Sinnlichkeit einhauchte, bis der Gedanke an „Aerobic“ an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten war, wusste: Goldfrapp haben diese dunkle Seite. Oh ja! Und sie lebten sie aus, ließen die Zügel auch gerne locker, als ihnen im Jam zu Black Cherry die Synthesizer und Rhythmusmaschinen durchgingen, wild und bissig wurden. So konkretisierte sich Black Cherry zu einem Album, das auf deinen Hintern schielt, während es dir mit leuchtenden Augen verspricht, einen Stern, wenigstens aber eine Spiegelkugel vom Himmel zu pflücken. Ein körperliches, explizites, berührbares Album, zu dem mancher gar eine quasierotische Beziehung aufbauen wird. Die Vorbilder reichen von Donna Summer bis hin zu den frühen Moloko, ohne dass Goldfrapp auf Pomp und Pracht, cineastische Breite und das patentierte Wolkenreisen vollends verzichten würden. Wer sodann mit durchtanzten Schuhen, schnaufend und schwitzend inne hält, um wie paralysiert der nächsten Heiligenbild-herrlichen, über jede Kitschgrenze erhabenen Himmelfahrt Goldfrapps zuzuschauen, ist wohl für immer verloren. Na, ist das ein Angebot?!
www.qoldfrapp.co.uk