Goldfrapp

Felt Mountain

Das britische Duo schreibt überirdisch schöne Songs mit großer Schärfentiefe.

Am Anfang war die Cassette, die Will Gregory von einem Freund Alison Goldfrapps erhielt. Auf dieser befand sich eine Demo-Version des Songs „Human“, der nun auch auf das Debüt-Album des britischen Duos gelangt ist. Der Arrangeur und Filmkomponist Gregory und die Sängerin Goldfrapp, die schon bei Tricky und Orbital zu hören war, begannen eine gemeinsame Pop-Vision zu entwickeln, die ihrer beider Geschichte und moderne Technologie umfasste. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Mensch und Maschine“ in der Popmusik, die Jahrzehnte nach Kraftwerk in Vocoder-Gesängen, Computerstimmen und Roboter-Bildern auftaucht, hat bei Goldfrapp noch einmal einen ganz spezifischen Effet erhalten. Die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sind im Eröffnungsstück „Lonely Head“ kaum mehr hörbar. Und es ist diesmal nicht die menschliche Stimme, die digitalisiert und verfremdet wurde, Will Gregory hat das Spiel umgekehrt und in seinem Elektronik-Labor etwas gezüchtet, das sich wie ein Mensch anhört, aber gar keiner ist.“Die Synthesizer versuchen ein bisschen menschlich zu sein“, sagt Gregory, behält aber das Rezept für sich. Aus der Irritation (Mensch? Maschine? Mensch-Maschine?) speist sich abenteuerliche Unterhaltung, selten war ein Pop-Song von solch erhabener Kühle und dramatischer Couleur zugleich: „Frankenstein would want your mind“, singt Alison Goldfrapp, „your lovely head, your lovely head“. Es sind eher wenige Worte, die die Sängerin benutzt – flüsternd, opernhaft, entrückt und sie komplettieren die Farben und Formen auf den wandfüllenden musikalischen Bildern des Duos. Will Gregory hat sich bei den großen Soundarchitekten der 60er rückversichert, was überhaupt Arrangement heißt. Bläser, Keyboards und Synthies verleihen diesen Songs die richtige Tiefenschärfe. Und „Utopia“, ist ein gefährlich schillerndes Stück Zukunftsmusik, im Track „Paperbag“ haben Goldfrapp und Gregory das Motiv des Albums festgeschrieben: „When the world stops for snow“. Schöne, kalte Welt.

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