Goldfrapp

Head First

VÖ: 19.3.

Musik über Musik: Goldfrapp arbeiten das Italo-Discoide aus der Musik der Neunziger heraus.

Alison Goldfrapp und Will Gregory waren bisher bekannt dafür, genau zwei Arten von Musik zu können. Und die hat das Duo in unterschiedlichen Dosierungen und Darreichungsformen, aber immer geschmackssicher, veröffentlicht. Ätherischer Ambient-Folk (auf dem 2000er Debüt FELT MOUNTAIN) und glammigen Achtziger-Jahre-Synthie-Disco-Pop (auf dem Nachfolger BLACK CHERRY) und immer wieder Mischformen aus beiden auf den Alben drei und vier. Wir diagnostizieren für HEAD FIRST, das fünfte Goldfrapp-Album, erstmals eine nennenswerte Entwicklung des Duos aus London. Goldfrapp folgen der Evolutionslinie ihrer eigenen Einflüsse. Wie im richtigen Leben wird hier aus glammigem Achtziger-Synthie-Disco-Pop käsiger 90er-Jahre-Europopdance mit leichtem Italo-Disco-Einschlag. Das ist keine Schande in Zeiten, in denen „Rhythm Is A Dancer“ selbst auf Indie-Partys gespielt wird und ansonsten geschmackssichere Menschen „You’re My Heart, You’re My Soul“ von Modern Talking für irgendwie gar nicht so schlecht befinden. Die neunziger Jahre liegen lange genug zurück, um einer nostalgisch verklärten positiven Neubewertung unterzogen zu werden. Und respektable Künstlerinnen wie La Roux und Little Boots haben in der jüngsten Vergangenheit dazu beigetragen, dass Pop in artfremden Tribes nicht mehr als Schimpfwort verstanden wird. Die Sequencer und Keyboardfiguren und Melodien aus HEAD FIRST erscheinen wie alte Bekannte aus den Neunzigern, denen man damals weiträumig aus dem Weg gegangen ist, um sie heute umso herzlicher in die Arme zu nehmen. Dieses Spiel treiben Goldfrapp im käsigsten Lied, dem balladierenden Titelsong „Head First“, auf die Spitze. Wir unterstellen dieser komischen Mimikry-Musik gutgläubig die ehrenwertesten künstlerischen Absichten. HEAD FIRST ist Musik über Musik.

www.goldfrapp.com

Artverwandtes: Sally Shapiro – Disco Romance (2006)