Gong – Live

Es war einmal eine französische Gruppe namens Gong… vielleicht wird es sie auch, in neuer Besetzung, irgendwann wiedergeben. Vorerst ist sie nicht mehr existent, hat dafür aber einen fröhlichen Haufen Einzelgänger entlassen, die voller neuer Pläne sind. Und weil es um das schöne Wunderland, das sich auf dem Planeten Gong befindet, schade wäre, haben die alten Gong-Leute noch ein Doppel-Live-Album zusammengestellt, daß die wichtigsten Entwicklungsphasen der Gruppe von 1973-1975 festhält.

Wunderliches tut sich da auf, Elfenstimmen flüstern durch afrikanische Perkussion, Indien grüßt Frankreich, politische Slogans erklingen psychedelisch in Zappaesker Frechheit: Startsignale einer aufbrechenden Hippie-Generation. Technisch mag an diesem Album viel zu bemängeln sein – von ihren Studioalben kennt man Gong brillanter und transparenter -, aber die ungebremste Spontaneität und der übermütige Wahnsinn, die die Live-Auftritte der Gruppe charakterisierten, sind nur auf dieser LP zu hören. Die ungebrochene Kraft dieser improvisierten Musik ist mal Captain Beefheart, mal den Mothers, mal Amon Düül II, mal Grateful Dead vergleichbar; da steht mitreißender Dilettantismus neben begnadeter Professionalität, gibt es ratlose Löcher in einem vielschichtigen Kunterbunt, das sich allmählich zu disziplinierten Arrangements verwandelt. All jenen zu empfehlen, die noch nie einen Schritt ins Gong-Paradies gewagt haben; die anderen werden das Album ohnehin haben wollen.

Wer dann so richtig auf den Geschmack gekommen ist und wissen will, wie man Flower Power anno 1977 machen kann, der sollte schleunigst in das dritte Solo-Album von Ex-Gong Gitarrist Steve Hillage reinlauschen. Jener Hillage, den man gern zum neuen Gitarren-Hero aufgebaut hätte. Aber wieder einmal hat er sich widerspenstig zur Wehr gesetzt und ein Album gegen den Strich gemacht. Das, was man bei Gong noch durchs ganze Album geistern hört, hat Hillage in seine Musik zumindest stellenweise hinübergerettet: Unbefangenheit und den Mut zur Überraschung. Gleichzeitig aber gelang es ihm – dank seinesProduzentenMalcolm Cecil T.O.T.O., der schon Stevie Wonder einen neuen Sound verpaßt hatte – einen satten, für die 70 Jahre typischen Sound als Gegengewicht zu den fließenden und schwebenden Gitarrenund Synthesizer-Nebelschwaden herzustellen. Mein Lieblingsstück „Light In The Sky“ ist die perfekteste Kombination dieser beiden Elemente, die einem den Einstieg in Steve’s Soundkaleidoskop vereinfachen.

3(Gong)

4(Steve Hillage)