Gordon Lightfoot – Endless Wire

Gordon Lightfoot, emsiger Produzent bittersüßer Folkballaden, legt mit „Endless Wire“ leider kein überzeugendes Beispiel für eine musikalische Weiterentwicklung vor. Er, der Liebhaber irischer und schottischer Traditionais, die den Grundstock der nordamerikanischen und kanadischen Volksmusik bilden, folgt – wohl ohne es zu merken – den eigenen, ausgetretenen Fußstapfen früherer Jahre, begnügt sich bei diesem Album weitgehend mit Eigenzitaten. Die ruhigen Songs wie „Daylight Katy“ (übrigens der einzige Titel, dessen Lyrics noch etwas von der Poesie älterer Lightfoot-Kompositionen bewahren) oder „Dreamland“ zeigen den Kanadier zum x-Mal als romantischen Naturbeobachter, sanftfrustrierten Liebhaber und Freund der Märchen- und Feenwelt. „The Circle is Small“ heißt ein weiterer Track; und in der Tat – der Themenkreis scheint beengt. „Songs the Minstrels Sang“ oder „Sweet Guinevere“ folgen zu sehr der selbstgeschaffenen Tradition nachempfundener Minnelieder. Lightfoots Beschreibungen von „Songs die die Minstrels sangen“ (für Marion, die Geliebte des legendären Robin Hoods) oder der unglücklichen Liebe von Guinevere und ihrem „coalminer“ wirken künstlich und gekünstelt wie Walt Disneys Dornröschenschloß. Musikalisch glatt und bewußt gefällig arrangiert ist jedes dieser Lieder. Die Intensität von „If You Could Read My Mind“ oder „Sundown“ erreicht jedoch keines. Persönliche Erfahrungen werden offenbar nicht mehr verarbeitet. Stattdessen flüchtet der Sänger in eine peinliche Pseudonaivität. Am schlimmsten ist da „If children had Wings“: „I would sing them their songs, with a smile on my lips and a tear in my eye, everything will be fine by and by.“ Was soll man dazu noch schreiben?