Gotthard – Open

Ob das gut geht? Nach drei Alben der Sorte „Whitesnake meets Dio“ und einem mit dem Unplugged-Werk DEFROSTED nur halbherzig angekündigten Stilruck, versuchen Gotthard nun unüberhörbar das Genre zu wechseln. Statt metallischer Brettgitarren zupfen die Gitarristen Leoni und Meyer nun mehr gemäßigte Rockmuster, statt an ZZ Top fühlt man sich an Bryan Adams erinnert, statt kernige Boogie-Brecher hört man nun softe Eagles-Episoden und fühlt sich in Zeiten von Journey oder Survivor zurückversetzt. OPEN ist Mainstream, ist AOR traditioneller Schule. Warum dieses Wagnis Erfolg haben könnte? Weil Gotthard mit Steve Lee einen charismatischen Sänger in ihren Reihen haben, der sich in unterschiedlichen Rock-Facetten zuhause fühlt, und dessen Timbre unverwechselbar ist. Ein Gut, das in der heutigen Zeit unbezahlbar ist. Weil Gotthard richtige Songs schreiben können,die sich von der Masse konturloser Pop-Platitüden angenehm absetzen. Und weil der Platinerfolg von DEFROSTED gezeigt hat, daß die Band auch für gemäßigtere Töne ein Publikum besitzt. Warum es auch schief gehen kann? Die meisten Rockmusik-Fans sind erzkonservativ. Einmal Schnitzel, immer Schnitzel. Menüwechsel haben schon so manchem Koch das Genick gebrochen.