Gotye – Like drawing blood

Es ist weder besonders fair noch unbedingt richtig, samplewütige und Stilgrenzen ignorierende Solokünstler und Singer/Songwriter sofort als „den neuen/nächsten Beck„zu bezeichnen. Nun, der in Belgien geborene und in Australien lebende Wouter De Backer aka Gotye wird wohl mit diesem Label leben müssen, auch wenn es ihm und seinem Debütalbum like drawing blood nicht gerecht wird. Denn im Gegensatz zum gerne schnell als Vergleich herbeigezerrten Chef-Eklektiker ist hier nichts von dessen manchmal versprühter kunstfertig-bissigen Ironie oder jeglicher Cut-Up-Effekthascherei zu spüren. Bestes Beispiel dafür ist die Single „Heart’s A Mess“. Ein tief melancholischer Downbeat-Song, der „Day-O“ von Harry Belafonte nicht einfach sampelt, sondern Elemente dieses Calypso-Klassikers bis zu dessen Unkenntlichkeit extrem geschickt adaptiert. In der Kunst des stilvollen und atmosphärischen Ineinanderblendens von Samples aus Tropicalia, Dub, Tango. Weltmusik und Filmsoundtracks erinnert Gotyes Kunst mehr an DJ Shadow als an Beck. Beim Phil-Spector-Bläser-Soul-Knaller „Learnalilgivinandlovin“ darf man gerne auch an Jamie Lidell denken. Während der letztgenannte Song nach sofortigem, massivem Radio-Airplay schreit bzw. trötet(und dieses in Australien bereits bekommen hat), verlangen die restlichen, gut abgehangenen Schlafzimmer-Symphonien auf diesem Album etwas mehr Zeit. Wohlgemerkt: zum Eintauchen und Zuhören, nicht zum kritischen Sample-Sezieren. Denn damit kommt man Gotye genauso wenig näher wie mit Beck-Vergleichen. VÖ,22.8.

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