Grace Jones :: Inside story

Wenn man sie beim Singen nicht sehen kann, ist Grace Jones nur so gut wie ihr Material und ihr Produzent. In der Verganeenheit hat sie da meist eine glückliche Hand gehabt. Es waren die Songs anderer Leute, die ihr durchschlagende Erfolge brachten: Nummern von den Pretenders, von Roxy und Tom Petty auf WARM LEATHERETTE, Bowie‘ Iggys „Nightclubbing“ auf der von Sly & Robbie produzierten LP; und zuletzt hatte Trcvor Horn gezeigt, daß er auch schwarze Frankie-Platten machen kann.

Warum ist also ausgerechnet das von Nile Rodgers produzierte Album ein feuchter Knallfrosch? Die Songs, die Grace und Bruce Woolley schrieben, sind alle reichlich mäßig und klingen nach kitschigem Bar-Jazz — so als wolle sich Grace ein Stück aus dem Sade-Kuchen rausschneiden. Rodgers füllt die Kompositionen mit einer hübschen Kollektion von Synthesizer-Geräuschen, aber verglichen mit Trevor Horns Produktionen klingt das geradezu laid-back.

Das Wort ausgelaugt fällt einem ein. Vielleicht hat Rodgers in letzter Zeit auf zu vielen Hochzeiten getanzt; neben dieser Platte absolvierte er noch gleichzeitig Sessions mit Duran Duran und AI Jarreau. Wußte er noch, wo er war? INSIDE STORY klingt manchmal, als ob Nile das falsche Band zum Abmischen mitgebracht hätte: oder als ob sich herumstrolchende Musiker in die falsche Session verirrt hätten. Seltsam.