Grace Jones – Nightclubbing

Styling, Styling und nochmals Styling! Wie schon auf den Alben zuvor, präsentiert sich Grace Jones auch mit NIGHTCLUBBING als futuristisches Gesamtkunstwerk. Vom Songmaterial bis zum Haarschnitt, vom Sound bis zum Make-up – jedes Detail ist minutiös abgestimmt. Das ehemalige Fotomodell aus Jamaika hat alles radikal ausgemerzt, was auch nur im entferntesten an Erregung und Schweiß erinnern könnte. Eine erotische Eisbox, in der Gefühle nur in tiefgefrorener Form existieren.

Wie bereits im Falle von WARM LEATHERETTE, so haben die Produzenten Chris Blackwell und Alex Sadkin auch an diesem Album entscheidenden Anteil. Sie haben Grace Jones aus den Händen von Tom Moulton und seinem Disco-Mix entrissen und sie mit den jamaikanischen Reggae-Cracks Sly Dunbar und Robbie Shakespeare konfrontiert. Das Ergebnis fallt zwar im weitesten Sinne in die Schublade Reggae, doch ist dieser Reggae bis auf das nackte, rhythmische Grundgerüst jeder wohlklingenden Ausschmückung entkleidet. Die Syn-Drums klatschen wie Peitschenhiebe, die metallische Harte des gesamten Sounds geht mir ihrer androgynen Anti-Stimme eine natürliche Verbindung ein.

Das Problem, das sich bisher aui allen ihren LPs noch nicht optimal lösen ließ, macht sich auch hier wieder bemerkbar: Wie soll man ihre synthetische Kälte und erotische Distanz durchgehend bewahren, gleichzeitig aber übermäßige Monotonie vermeiden? Die Songs auf NIGHTCLUBBING (u.a. von Sting, Marianne Faithful und David Bowie & Iggy Pop) können dieses Dilemma noch nicht zufriedenstellend klären. Es darf am Reißbrett weiter getüftelt werden.