Günter Hoffmann – Meine Haut

„Um Himmels willen, noch n Udo!“ denk ich, als ich Günter Hoffmanns Debüt-Scheibe „Meine Haut“ auf dem Teller habe und der anfängt zu singen: „Seit ’nem Jahr fahr ich Taxi/ Mit ’nem schwarzen Daimler Benz/ Doch allmählich hab ich die Schnauze voll/ Davor war ich Bassmann in ’ner Band/ Wir spielten den schärfsten Rock’n’Roll…“ So richtig bewußt schlapp nach Lindenberg-Manier intoniert, zu wunderschön in moll schwelgenden Akustik-Chords… Und dann rockt’s ganz „tierisch“ los. Aber keine Panik: Günter Hoffmann kann mehr, als dem coolen Udo Konkurrenz zu machen.

Das merkt man zwar bei „Geld, Geld, Geld“, dem nächsten Track, ’ner netten Reggae-Nummer mit schwachem Text, noch nicht. Dafür aber umso mehr bei „Louise, Louise“. Hier stimmt alles. Der Text handelt von Louise, der Stripteaseuse, die alle Männer scharf macht, in Wirklichkeit aber womöglich „Karl Möller aus Werl“ ist. Das singt Günter nun wirklich gut, so mit überschnappender Stimme bei „Louise, Louise, Louise“, und die Profis an den Instrumenten, die Hoffmann für die Aufnahmen zusammenborgte, sorgen dafür, daß Fleisch an die Suppe kommt. Unter anderem sind dabei: Dieter Petereit (bass) und Willi Ketzer (drums) von Doldingers „Passport“. Ein heißes Saxophon bläst Wilton Gaynair, besonders bei „Meine Blauen Wildlederschuhe“, womit natürlich Elvis‘ alte Treter, „Blue Suede Shoes“ gemeint sind: „Im Sommer 1957 sah ich sie im Schaufenster/ eines Schuhgeschäfts in Vechta“, nach Werl die zweite Kleinstadt, die Günter besingt, ebenso wie das „kleinkarierte Eifeldorf“, aus dem das „Photomodell Marlene“ kommt, um in der Großstadt als Callgirl zu arbeiten Günter Hoffmann, der selber in Hameln aufwuchs, zeigt sich am Stärksten eben dort, wo er das kleinbürgerliche Milieu, die kleinen und größeren Dramen, die im Lokalteil der Regionalzeitungen stehen, beschreibt.

Musikalisch gehts auf dieser LP ziemlich heiß zu: solider Rock mit funky-Einschlag und fauchender Mundharmonika. Schwächer sind die Balladen, die zwischen die Rocknummern eingestreut wurden. Bei „An Thomas“ haut das noch grade so hin mit dem Text, bei „Deine Haut“ wird’s schon reichlich trivial, und „Der Tag Am Meer“ ist schlimmer Kitsch; außerdem klingt Güter Hoffmann hier fast wie Hildegard Knef. Abgesehen von diesen Schwachpunkten ist „Meine Haut“ aber ein Album, daß man sich ruhig ‚mal anhören sollte.