Guns N‘ Roses
Use Your Illusion I & II
Zwei Doppelalben mit jeweils 76 Minuten Spieldauer — wer soll das bezahlen? Die vor Erscheinen dieses Mammut-Werkes oft gestellte Frage beantwortete sich in den ersten Stunden des 16. September (leider zu spät für unser Oktober-Heft) von selbst: Die weltweite Startauflage von sieben Millionen Stück war schon am Abend so gut wie vergriffen. Damit — und mit der musikalischen Qualität der 30 Songs — beenden Amerikas Rock-Rüpel jede Spekulation darüber, ob Guns N‘ Roses die Erwartungen an den Nachfolger für APPETITE FOR DESTRUCTION erfüllen können. Im Gegenteil – USE YOUR ILLUSION I und II zeigt auf atemberaubend vrtole Weise, wie die alte Tante Rock V Roll auch in den Neunzigern noch Millionen neuer Freier dazugewinnen kann. Vor allem Axl schlägt geschickt die Brücke hinüber zu allen RockFreunden, denen Metal immer zu heavy war, Bryan Adams aber für ein Weichet halten. Axl beweist, daß er mehr kann als nur quieken wie ein abgestochenes Kaninchen, ohne dabei auch nur eine Sekunde an Druck zu verlieren. Das gilt auch für die Texte — Rose bleibt immer lierisch, ohne je wirklich schweinisch zu werden. Saiten-Mann Slash zeigt sich vergleichbar wendig. Neben etlichen Ausflügen an Westernklampfe und klassischer Bude, solistischer Meisterarbeil zwischen Rotz und Tränen, knallen seine Fbwer-Chords auf allen Songs mit einem bislang ungehörtem Hochdruck-Brett. Guns N’Roses reiten satte 152 Minuten lang durch 20 Jahre Rock W Roll, zitieren frech, ohne dabei wirklich zu klauen: EXILE ON MAIN STREET klingt durch (z. B.), oft auch die frühen Aerosmith, auf .The Garden“ singt Alice Cooper im Duett, während Izzys Stimme auf zwei Songs für bluesigere Erdverbundenheil sorgt. USE YOUR ILLUSION ist als Titel auch Programm: Die vier Platten sind nicht die Zukunft des Rock ’n‘ Roll, aber sie könnten dafür sorgen, daß es eine Zukunft ohne Rock ’n Roll nicht geben wird.