Gwen Stefani – The Sweet Escape

Vor zwei Jahren kam die zuständige Plattenfirma auf den glorreichen Gedanken. Medienvertretern die damals neuen Alben von U2 und Gwen Stefani hintereinander in Form einer exklusiven Anhörveranstaltung zu präsentieren. Bemerkenswert war. dass nahezu alle Gäste schon nach Durchhören des U2-Albums wieder gingen und am Ende nur noch ein Häuflein Aufrechter übrig blieb, der sich für Frau Stefani interessierte. Da war es bei einigen Kollegen um die Fähigkeit zur journalistischen Antizipation nicht besonders gut bestellt. Sie verpassten eines der wichtigsten Mainstream-Popalben des laufenden Jahrzehnts. Inzwischen hat das jeder bemerkt, denn bei einer erneuten Anhörveranstaltung, dieses Mal ausschließlich für das brandneue Werk der kalifornischen Sängerin reserviert, waren deutlich mehr Leute zugegen. Die hörten erst einmal die Single „Wind It Up mit dem eigentümlichen Volksmusikjodler. Bavaria Beat – der neue Trend? Das Ganze wird dann noch einmal in „Yummy“ wiederholt, nur ohne Jodler, dafür mit in etwa derselben Melodielinie, die verdächtig nach“.My Humps“ von den Black Eyed Peas klingt. In den verbleibenden zehn Tracks tauchen Kontraste auf, die beim Publikum offenbar einen breiten Konsens herstellen sollen. Dafür spricht die Präsenz der allgegenwärtigen Linda Perry, vor allem aber die von Keanes Tim Rice-Oxley, der mit „Early Winter“ einen Song beigesteuert hat. bei dem man sich erwartungsgemäß an U2 erinnert fühlt. Ausgerechnet an U2! Aber Gwen kann das natürlich, schließlich ist sie ja ursprünglich als Rockerin ins Rennen gegangen. Deshalb verstößt sie aber nicht ihre frisch hinzugewonnen Fans. „Fluorescent“ bleibt dem Neo-Madonna-Vibe verpflichtet, und „Don’t Get It Twisted“ überrascht mit einem Dancehall-Beat und Techno-Geräuschen. Fazit nach einmaligem Durchlauf: Kommerz, Kunst und Stil kommen hier immer wieder auf spannende Weise zusammen. Ihren Status als Überpoplady der Gegenwart wird die Dame damit leicht und Locker bestätigen.

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