Hard Rock/Heavy Metal
Guter Hardrock und edles Schwermetall müssen nicht teuer sein. Es sei denn, man macht den Fehler und setzt auf übermäßig viel Technik und eine Musik, die allein im Studio entsteht. Siehe Blue Oyster Cult und ihre REVOLUTION BY NIGHT (CBS 25686), auf der trotz namhafter Leute wie Aldo Nova und Larry Fast die Synthetik-Fasern den Gitarren den Charme nehmen. Markante Stellen, spontane Regungen sind selten und lassen die Songs so an Ausdruck und Wirkung verlieren. (2)
Ein Abschied, ein letzter Farewell-Gruß, der auf vier Seiten noch einmal den Glanz und die vorzüglidhe Spiellaune einer der besten englischen Hardrock-Bands, Thin üzzy und LIFE (Phonogram 812 882-1), festhält. Stücke von den drei letzten LPs, ergänzt durch Standards wie „Jailbreak“, „Emerald“ oder „Boys Are Back In Town“ sowie Gastspiele sämtlicher Gitarristen von Eric Bell, Gary Moore bis Snowy White machen das Doppel-Album zu einem großen Dokument. (4)
Noch ein Abschied einer traditionsreichen Band, von UFO, der Band, die mit Michael Schenker über Jahre den Ton angab, um nach seinem Ausstieg an Ausstrahlung und Klasse zu verlieren. Auf HEAD-STONE (Ariola 302 218-406), einem Doppel-Album, das auf drei Seiten Bekanntes bietet, angereichert mit Aufnahmen der einzelnen Gitarristen, herrscht überwiegend Langeweile. Selbst die Zugabe, ein Live-Mitschnitt aus dem Hammersmith ’83, ist blasser Durchschnitt. (2)
Zwei Herren mit UFO-Vergangenheit, Pete Way und Paul Raymond, haben, so scheint’s, trotz hörbarer Mühen auch bei ihrem eigenen Projekt, Waysted und der LP VICES (Ariola 205 803), kaum Lehren gezogen. Jenseits von Bombast und aufwendigem Sound sind die Einfälle schmal, dünn geraten, fehlt die klare, konsequente Linie. Vielleicht war das der Grund für Raymonds vorzeitige Kündigung noch vor der Veröffentlichung. (2)
Auch im Mädchen-Pensionat des Heavy-Metals, bei Girlschool und ihrem (angeblichen) PLAY DIRTY (Ariola 205 855), dem von Slades Noddy Holder und Jimmy Lea so altbacken produzierten Album, verwechselt man die Ebenen. Statt schlichter Eleganz bestimmen harmlos vordergründige Melodien, durchsichtige Rhythmen und störende Harmonie-Gesänge, die vielfach an die Supremes (!) erinnern, das ohnehin schon schlaffe Bild. (2)
Kann Musik Sünde sein? Sinner, eine Band aus deutschen Landen, sind da ganz anderer Meinung. FAST DECISION (Scratch Rec. 8001), ihr zweites Album, erzielt vor allem durch das ausgezeichnete Verständnis der beiden Gitarren Pluspunkte, auch wenn dem mitunter weniger ausgereiften Material die treffsicheren Spitzen fehlen. Noch: (3)
Sich mit Anstand, klar gegliedertem, Arrangement- betontem Spiel und einem starken Sänger achtbar aus der Affäre zu ziehen – das gelingt trotz einiger Abstriche der schottischen Band Heavy Pettin auf ihrem Debüt LETTIN LOOSE (Polydor 815 453-1Y). Von Queen-Gitarrist Brian May und Mack produziert, sind die Weichen ganz auf eingängige, im Aufbau harmonische Songs mit Powerslide gestellt. Etwas mehr Beweglichkeit und Initiative könnte jedoch auf Dauer nicht schaden. (3)
Weiß der Elch, wo die Schweden ihre vielen Hard n‘ Heavy-Talente hernehmen! Silver Mountain und SHAKIN‘ BRAINS (Boots 08.19.24) kommen mit Rock im classic-styte. Viele klassisch angehauchte Keyboards – und an einer Stelle gar Cemballo – auf der einen – und furiose Gitarrenläufe auf der anderen Seite lassen allerdings den Stil kaum eindeutig erscheinen. Ohne Wertung.
“ Down on your knees and pray for metal“ könnte diese LP mit Recht heißen. Doch auch ohne Titel verstehen es Tokyo Blade (Boots 08.19.23), eine englische Band, wie man jugendlichen Drang und angenehme, dicht, eng geführte Instrumente zu einer dynamischen Einheit verbinden kann. Oder mit anderen Worten: Tokyo Blade bringt verbrauchte Energien zurück. (4)
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