Hard Rock/Heavy Metal
„Metal rules the land“, sangen Judas Priest siegesgewiß auf ihrer letzten LP. Und sie haben recht behalten mit ihrem Optimismus -Metal ist in. Überall schießen neue Gesichter, von Trash-, Speed- und Black-Metal bis hin zu zivileren Spielarten wie Powerrock und Metal-Pop. wie Pilze aus dem Boden und besetzen auf Anhieb die Charts, als sei es eine ihrer leichtesten Übungen. Die Quellen sprudeln unaufhörlich, doch wie steht’s mit der Klasse?
Stone Fury, ein gemischter Vierer mit deutschem Sänger (Lenny Wolf) und drei Amerikanern, gehören eindeutig zu den Leichtgewichten. Ihr Debüt BURNS LIKE A STAR (WEA 251 530-1) bringt hitverdächtigen Mainstream-Hardrock mit unverkennbarem Led Zep-Flair, der besonders in „Break Down The Walls“ und „Life IsToo Lonely‘ Sinn für kompakte und auf den Punkt arrangierte Songs zeigt. Vor allem Wolf, das germanische Pendant zu Robert Plant, singt sich dabei in einen komahaften Rausch, der vergleichbare Konkurrenten vor Neid erblassen läßt. (3)
In Kanadas Wäldern war es lange Zeit still. Das soll sich nun ändern mit Kick Axe, einem neuen Quintett und ihrem Erstling VICES (CBS 26051), die sich mit einiger Verzögerung auch in unseren Breiten vorstellen. Songorientierter Metal-Pop à la Quiet Riot lautet ihre Devise, die sich recht schnell als bloßer Durchschnitt erweist. Eigenartig fade, um nicht zu sagen hohl klingt ihr musikalisches Angebot, das kaum Höhepunkte bietet. (2)
Nach der französisch gesungenen von ’83 nun die englische Version der Hardrock-Gourmets aus der Seine-Stadt: MAN’S TRAP (CBS 26026) von Trust. Die Franzosen sind eine der wenigen Bands, bei der sich musikalische Kompetenz und aktuelle Kommentare in den Texten zu einem herausragenden Ganzen verbinden. (5)
Den Amerikanern Armored Saint und ihrem MARCH OF THE SAINT (Ariola 206 696) kann man dagegen nur bescheinigen, daß sie sich redlich Mühe geben; nicht mehr und nicht weniger. Doch Fleiß allein ist noch lange keine Garantie für den erhofften Durchbruch. Es herrscht viel Leerlauf, die Gitarren walzen sich Riff für Riff breit, quälen sich nur so durch die Songs – und auch sonst bleibt ihr Metal-Opus fast alles schuldig. (2)
Die Sachsen kommen! Biff und sein Saxon-Ensemble, einst die Pioniere der zweiten englischen HM-Generation, verabschieden (?) sich vorerst mit einer „Best Of“-LP, Titel: STRONG ARM METAL (DGG 823 680-1), die auf beiden Seiten noch einmal Klassiker wie „Strong Arm Of The Law“, „Wheels Of Steel“, „Denim And Leather“ und andere versammelt. Ohne Wertung.
Schwedens Metal-Armada muß endlich ihren eigenen Stil finden. Nur so wird man auch international bestehen können. Torch, die sich bislang an Iron Maidens Fersen geheftet haben, probieren jetzt, auf ELECTRIKISS (Roadrunner RR 9812/SPV; Wishbone), eine andere Methode. Accept heißen ihre neuen Idole, die man bis aufs Messer, bis zum letzten noch so unscheinbaren Beat gehorsam kopiert. Noch: (3)
Ziemlich mager ist die Ausbeute an wirklich talentierten Bands, wenn man die einheimische Szene einmal genauer studiert. Ausnahmen sind hier noch immer die Regel: Cacumen, ein Hardrock-Fünfer aus dem Süden der Republik, läßt seinem Album von ’83 eine Maxi (Dt. Austrophon 45/08341) mit vier neuen Stücken folgen, die besonders in puncto Melodieführung und Arrangement überm landesüblichen Durchschnitt liegen. (3)
Trash-Metal der grausamen Art mit laut explodierenden Gitarren, rhythmischer Dauerberieselung und Sängern, die mehr brüllen als singen, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Ich jedenfalls kann ihnen kaum etwas abgewinnen, auch wenn diese prähistorische HM-Variante wieder in Mode zu kommen scheint. Da können die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht sein, die Band sich noch so sehr verausgaben – am Ende hören sich doch alle Songs gleich an. Das trifft auf Bralnfever mit CAPTURE THE NIGHT (Skull 8362) ebenso wie auf die weit härteren Livtng Death und VENGEANCE OF HELL (Skull 8360) zu. Sorry, guys. Beide: (1) Wesentlich eindrucksvoller fällt die Vinyl-Premiere der Hamburger Running Wild aus. GATES TO PURGATORY (Noise N 0012; SPV – macht endlich Schluß mit diesem diabolischen Schwachsinn!) überzeugt in erster Linie durch seinen ungestüm naiven Charme. (3)
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