Harry Styles

Harry Styles

Columbia/Sony

Überraschung: Der einstige One-Direction-Liebling umgeht die Teeniestarhölle und wird zum Pop-Erklärer für Millennials.

Castingshow-Ruhm, Boyband-Karriere, eine von der Yellow Press akribisch dokumentierte Beziehung zu Taylor Swift: Man sollte meinen, eine solche Jugend führe geradewegs in die Teeniestarhölle, mindestens aber in die kreative Sackgasse. Umso gespannter erwartete eine gewisse Klientel das Solodebüt von Harry Styles, einst Fanliebling bei One Direction. Und Überraschung: Sie ist ziemlich gut, die schlicht HARRY STYLES betitelte Platte.

Der von schwebendem Picking getragene Opener „Meet Me In The Hallway“ weist den Weg gen Psychedelic-Pop, im Albumverlauf versucht sich Styles an einer zielgruppengerechten Umdeutung von Britpop, 70er- Soft-und Glamrock. „Only Angel“ lässt erahnen, wie Blur als Rolling-Stones-Coverband klingen würden, und die (angeblich Swift gewidmete) Ballade „Two Ghosts“ hätte auch Beck zu SEA-CHANGE- Zeiten nicht besser hinbekommen.

Styles steht für einen neuen, sensibleren Entwurf des männlichen Mainstream-Popstars, der anders aussieht, als die nach Axe und Sexschweiß müffelnden Charthelden der Jahrtausendwende. Und so ist die Single „Sign Of The Times“ – anders, als es der Titel vermuten lässt – keine heitere Millennial-Hymne, sondern begleitet die letzten Momente einer Frau, die während der Geburt ihres Kindes stirbt. Sechs Airplay-unfreundliche Minuten lang. Gut zu sehen, dass es mit Teeniestars auch so laufen kann.

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