Headband – Suntalk

Wenn ich das Produkt einer neuen, mit unbekannten Band bekomme, höre ich erst mal rein, bevor ich den Waschzettel lese. Der erste, unvoreingenommene Eindruck ist wichtig…

Vehementes Drums-Intro (aha, Jazzer) – Auftakt zum sonnigen Talk Nr. 1, „Heidi Travolta“ (im Ernst, so heißt die Nummer!). Hatte ich mit Travo nicht viel im Sinn, funkt es bei diesem Stück sofort. Vital, flüssig, übersichtlich ohne glatt zu sein, klingt „HT.“ Zwar werden nach wenigen Takten sofort Assoziationen zu Weather Report hervorgerufen: das treibende Unisono-Spiel, die Phrasierung, der Aufbau der Komposition – aber das muß ja nichts Schlechtes sein, noch dazu bei einer solch jungen Band, die gerade ihr zweites Album eingespielt hat.

Jazzrock, wobei die Betonung auf Jazz liegt, gespielt von Kölner Musikern, die, wie ich nun in dem Waschzettel lese, auch schon bei Live-Gigs in Amerika mächtig absahnten. Und das könnte sogar stimmen, denn nach längerem, öfteren durchhören der LP stelle ich doch eine ganze Menge Eigenständigkeit fest, die nicht zuletzt durch die Hinzunahme einer Gitarre (Jan Reimer) entsteht. Das reifste Spiel kommt, so meine ich, von Saxophonist Norbert Stein, der seine Chorusse mit viel Gefühl für Stimmungen aufbaut, auch wenn er gefährlich nahe (im Phrasieren, dem Ton) bei Mister Shorter liegt.

Einzelne Titel möchte ich nicht hervorheben, SUNTALK kann durchaus als gelungenes Gesamtwerk gesehen werden. Wenn sich die fünf noch mehr von ihren Vorbildern WR lösen können, sind sie eine vielversprechende Band, der ein gewisser kommerzieller Erfolg nicht versagt bleiben sollte.