Heavy Lungs
CAVIAR
PIAS/FatCat/Rough Trade (VÖ: 18.4.)
Das Quartett perfektioniert den Punk-Hunger für die Gegenwart.
Im Veröffentlichungsjahr ihrer Debüt-EP ABSTRACT THOUGHTS (2018) machten die Bristoler Bandkollegen Idles den aus der Ukraine stammenden Heavy-Lungs-Sänger Danny Nedelko zum Titelhelden ihrer damaligen Pro-ImmigrantenSingle. Bei allen ideologischen und auch geografischen Gemeinsamkeiten sind Heavy Lungs auch auf ihrem zweiten Langspieler musikalisch jedoch kein Abziehbild ihrer nunmehr merklich noch berühmteren Unterstützer. Dafür bellt, giftet und steigert sich Nedelko zu oft (und gut) in originäre Johnny-Rotten-Rage und ist der noisige (Post-)Punk-Rock des Quartetts im hochtaktigen und schmutzigen Riff-Geschrammel der britischen Spätsiebziger-Realität verwurzelt.
Was nicht heißt, dass man sich keine Extras wie Sympathien für den US-Hardcore der frühen Achtziger, Außenseiter-Instrumente wie ein Theremin oder den Neunzigernahen Ministry-Manson-Industrial-Exkurs „Into The Fire“ gönnen kann. Auch inhaltlich dominiert der Ausbruchs-Wunsch: sei es die Strandflucht von „Get Out“, Willem Dafoe sowie das Chateau Marmont involvierende L.A.-Pläne oder der Langeweile-motivierte Prominenz-Wunsch des im Sprechgesang lamentierenden „Mr. Famous“, in dem der Protagonist für sich eine moderne und fortschrittlichere Version der TV-Serie „Entourage“ einfordert.
Und die im Opener „Yes Chef“ autobiografisch aufgearbeiteten Küchenhilfen-Erfahrungen von Nedelko und Bassist James Minchall kulminieren am Ende in „Life’s A Bufet“ als Bandmotto und Karriereausblick: „Take what you want / Have what you need.“
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