Heinz R. Kunze – Kunze: Macht Musik :: Klug – Kunzes Macht-Wort zur Zeit

Sein vierzehntes Album hat der Hannoveraner Wortkünstler schlicht aber doppelbödig MACHT MUSIK genannt. Dreizehn Stücke, eingespielt im heimischen Madagaskar-Studio, abgemischt in den Londoner Air Studios des Beatles-Produzenten George Martin. Mit „Was willst Du“ brettert das neue Werk aus dem Hause Kunze rotzig und trocken los. Ein Liebeslied, ja — aber eins, das knallt wie ein überfälliger Fangschuß. Kunzes fünfköpfige Band, die „Verstärkung“, läßt es krachen, während HRKs Co-Autor Heiner Lürig schwer psychedelische Gitarrensounds aus dem WahWah-Pedal quetscht. Unterm Sofa hocken Jimmy Page, John Bonham und Lenny Kravitz und schunkeln hin- und hergerissen mit. Obendrauf hat derweil einer „Sex mit Hitler“; obendrauf saufen sie „einmal Führersaft und zehnmal Sklavenbrause“; obendrauf „tanzt der Michel auf der Mine“. Kunze, das angstweite Auge am Schlüsselloch der Weltgeschichte, liefert mit der MACHT MUSIK seine bislang überzeugendste Arbeit ab. Da kriegt der „fette alte Hippie“, der „hängebakkenschwer im Tran der Tage“ sitzende „Sozialstaatswallach“, sein Fett genauso weg wie der ewig auf betroffen machende Bauchrocker, der am Ende doch auch immer nur nach Blähung klingt. Musikalisch setzt HRK diesmal auf größere Vielfalt. So gestartet er sich opulente Chöre, wilde Rhythmuswechsel, Hall auf dem Schlagzeug und sekundenlang ausschwingende Gitarren. Derweil dürfen sich Nostalgiker an schweren Hammond-Klängen und magischen Mellotron-Tönen erfreuen.