Helge Schneider

I Brake Together

Deutschlands größtes Gesamtkunstwerk macht wieder das, was keiner Kann: anstrengungslosen Dada-Impro-Jazz-Pop.

Während sich das halbe doofe Land immer noch die halben doofen Hirne darüber kaputt debattiert, ob man nun über Hitler lachen darf oder nicht, hat Helge Schneider mal eben wieder ein Album veröffentlicht. Ein Album, das sich um nichts anderes schert ats um des Künstlers ISpiel-lLaune. Das keinerlei Mühe und Anstrengung kennt, nur die Möglichkeit des inspirierten Augenblicks – und das eben deshalb allein schon so gut ist. Es ist kein Wunder, dass Schneiders Humorschule hierzulande bis heute keine bekannten Nachfolger gefunden hat: Alles, was er macht, verlangt paradoxerweise bei aller Mühelosigkeit doch seinen gesamten Einsatz. Die komplette Entäußerung aller geistigen [Improvisation] und körperlichen Idie Instrumente und die Stimmel Kapazitäten. Das komplette Sich-Hineinwerfen in seine Kunst. Sicher, Michael Mittermaier macht das vermutlich genau so, auch er entäußert sich letztlich, nur ist bei Mittermaier nicht halb so viel drin, dass er rauslassen könnte. Gerade weil Schneider letztlich nichts anderes gelten lässt als seinen eigenen Geschmack, seine eigenen Launen, ist er so einmalig. Weil sein Prinzip eben nicht Ignorant ist, sondern aufopfernd und hingebungsvoll. Das heißt nicht, dass diese Platte phänomenal gut oder auch nur besonders lustig wäre. Das ist es ja eben bei Helge Schneider – es lebt vom Moment. Und was zählt, ist weniger der einzelne Song, nein, es ist die Radikalität seiner Person, das Kunstwerk Schneider, das es zu bewundern gilt. Trotzdem gibt es auf diesem Album, das natürlich wieder klingt, als sei es an einem einzigen launigen Sonntagnachmittag im Hobbykeller aufgenommen worden, tränentreibende Momente:“.Die Trompeten von Mexico“, ein betrunkener Mariachi-Kracher, ist allein schon das Geld wert. Zur gedoppelten Quäk-Trompete singt Schneider unglaubliche Zeilen, die – und auch das ist besonders – nicht über, sondern mit dem Genre Schlagerpop lachen. „Pinguine können nicht fliegen“ ist ein etwas zähes Doppel, bei dem Helge auf Udo Lindenberg trifft. Wenn er am Ende – wieder einer spontanen Laune folgend – versucht, beide Stimmen gleichzeitig [!] zu singen, war es im Endeffekt dann doch jede vorangegangene Minute wert. Ihren Höhepunkt erreicht die Platte am Schluss, wenn Schneider sich im Stil seiner frühen Hörspiel-Arbeiten selbst interviewt. Ansonsten gilt: Man sollte den Mann mindestens 14 Mal live erlebt haben, sonst hat man umsonst gelebt. >>>

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