Helge Schneider & The Fire Fuckers – Eiersalat in Rock :: Abgefuckt

Die Parodie als solche spielte in Helge Schneiders bisherigen Taten nahezu keine Rolle, die musikalische Parodie nur eine marginale. Mit Eiersalat in Rock bricht der Mühlheimer jedoch mit der Tradition, und nicht nur mit dieser. Helge gibt nun also den Rocker, der Welthits des Genres neu interpretiert, gibt einen wie krankhaft destruktiven Sänger und besessenen Instrumentalisten, dessen angestrengt dilettantisches Werk jedoch immer wieder von einer schlagfertigen, aber bodenständigen Begleitband zusammengehalten wird. Musikalisch klingt das leider selten so inspiriert wie Schneiders witzreiche Jazzvariationen vergangener Alben. Die kamen meist von Herzen, während Eiersalat in Rock nur sagt: „Rock? Das kann ich auch!“ Ob sich das letztlich auch in barer Münze auszahlt, muß sich erst erweisen. Dafür, daß Schneider eingeschworene, festgefahrene Rockfans aber wohl eher beleidigen als unterhalten wird, gebührt ihm freilich schon wieder dickes Lob. Und letztlich auch für so manches gelungene Chaos, das er aus dem Jam heraus unter den Klassikern anrichtet. Wenn jaulende Stromgitarren auf holpernden Toms im überdrehten Sound der Butthole Surfers durch Whos „My Generation“ galoppieren, die Fire Fuckers sich wie im Rausch durch „Hey Joe“ skiffein oder in der hysterischen Hammond-Swamp-Rocknummer „Beside The Snake“ plötzlich ein Boogie-Woogie-Klavier in die Fallgrube purzelt, darf man an einzigartigen Momenten der Rockmusik teilhaben. Auf ihre Weise einzigartig sind auch das im Kitsch und Schmalz noch übersteigerte Duett „Ebony & Ivory“ (Stevie Wonder/Paul McCartney), die gehetzte Hotelbar-Combo-Variation von „A Whiter Shade Of Pale“ oder die Backing Vocals im sächsischem Idiom bei „Copacabana“ Aber auch so albern, daß es nur zeitweise zu ertragen ist.