Herbie Hancock – Gershwin’s World
Herbie Hancock scheint zur Zeit aktiv an allen Fronten zu sein. Kaum hat er auf seinem neuen Label Hancock Records die Reunion des Jazz-Funk Flagschiffes Headhunters veröffentlicht, kommt er auch schon mit einem völlig anders gearteten Projekt daher. GERSHWIN’S WORLD -ein ambitioniertes Unterfangen, dessen elitärer Anspruch vollends geglückt ist. Umgeben von einer hochkarätigen, wenn auch wechselnden, Besetzung,geht Hancock unkonventionelle Wege. Bekannte Gershwin-Kompositionen („Summertime“, „It Ain’t Necessarily So“) werden behutsam geöffnet und zerlegt, ohne jedoch ihren Charakter zu zerstören. Komplett akustisch bedient Hancock sich allen Besetzungsformaten – vom Duo (mit Chick Corea) bis hin zum Orchester. Traditionelle Instrumentierungen wechseln mit ungewöhnlichen, etwa einer afro-karibischen Percussion-Section. Dieses Kontrastprogramm bekommt GERSHWIN’S WORLD sehr gut. Innerhalb dieses Rahmens kann Herbie Hancock seinen Fantasien freien Lauf lassen. Und davon macht er reichlich Gebrauch. Ob eine jazzig-impressionistisch angehauchte Odyssey durch „Gershwin’s Lullaby“ mit den Streichern des Orpheus Chamber Orchesters, einem sparsam instrumentierten Intermezzo mit der Sopranistin Kathleen Battle (!),dem lasziven Groove des unverwüstlichen „St. Louis Blues“-aufgewertet durch das engagierte Auftreten Stevie Wonders – oder den von Joni Mitchell jazzig intonierten Klassikern „The Man I Love“und“Summertime“-Herbie Hancock negiert, wie auch Gershwin, hartnäckig musikalische Kategorien. GERSHWIN’S WORLD ist eines der Top-Ereignisse des Jazz-Jahres 1998. Daher die Höchstwertung für einen wahrlich großen Wurf.
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