Herbie Hancock – Man-Child
Der Gebrauch von Synthesizern ist bekanntlich in Rock und Jazz seit einigen Jahren en vogue, jedoch nur wenige Musiker, vor allem wenige Rocker, wissen den Synthie als in den Gruppenklang integriertes Instrument zu handhaben, die meisten Tastenfühler benutzen ihn lediglich als Mittel zum Effekt. Echt integriert wird der Synthie etwa bei Manfred Mann, und was der Manfred für den Rock, das ist Herbie Hancock für … ja, wofür eigentlich? Begriffe wie ‚Jazzrock‘ sind nämlich bei „Man-Child“ völlig fehl am Platz, das reicht nicht für eine Beschreibung. Versuchen wir’s so: Die rhythmische Basis, vielschichtig und ausgewogen, kann man als funky bezeichnen.Darüber legen Asse wie Jim Hörn, Wayne Shorter, Bennie Maupin oder Stevie Wonder (!) ihre akzentuierten, stets kompakt gehaltenen Soli, während Hancock selbst überall da eingreift, wo noch Raum besteht, mal solistisch, mal unterstützend. Er benutzt dabei neben verschiedenen Synthies noch Mellotron, Klavier und E-Piano. Diese Mixtur aus relativ gängiger Rhythmik und einem Furioso aus Klangflächen und -färben bietet daher für jeden Hörer Ansatzpunkte, sowohl für den Jazzfreund, der mal gerade Coltrane oder frühen Corea beiseite legen will, als auch für Soul-Fans, die gemerkt haben, wie langweilig und eintönig Philly und Konsorten sind. Zwei Querverweise sind noch nötig: wer mehr Funk möchte, höre sich mal „Survival Of The Fittest“ von den Head Hunters an, wer noch mehr Klangfärbungen wünscht, nehme „Sextant“ von Herbie Hancock.