Herbie Hancock – Possibilities

Zum guten Schluß kommt es noch mal ganz dick. In Stevie Wonders Herzensbrecher-Hymne „I Just Called to Say I Love You“. Während Herbie Hancock aus dem Synthie einen Himmel voller Geigen aufziehen läßt und ihn mit wolkigen Beats dekoriert, säuselt sich soulig Sänger Raul Midön um Kopf und Kragen. Und nachdem Hancock schließlich ans Klavier rübergewechselt ist, um mit x-beliebigem Geklimper das erhoffte Ende anzukündigen, sorgt Stevie Wonder höchstpersönlich mit seiner Mundharmonika noch schnell für das schauerlich süße Sahnehäubchen. Solche Wendungen können also All-Star-Treffen auch nehmen. Schade nur, daß dieses Finale geradezu exemplarisch für nahezu das gesamte Album possibilities von Hancock steht. An gleich eine halbe Fußballmannschaft aus charismatischen Top-Sängern und ebenso vielen Edel-Instrumentalisten wie Ex-Phish-Gitarrist Trey Anastasio und Carlos Santana hat sich Herbie Hancock für sein Songbook rangemacht. Und natürlich mag es auf den ersten Blick für ihn genauso eine Ehre gewesen sein, mit Sting, Annie Lennox, Paul Simon und sogar Christina Aguilera zusammenzuarbeiten, wie man sich wahrscheinlich umgekehrt von der Einladung dieser Jazz-Legende gebauchpinselt fühlte. Nur: Die entsprechend ausgewählten Greatest Hits von U2 („When Loves Comes To Town“) über Billie Holiday („Don’t Explain“) bis hin zu Leon Russells „A Song for You“ sind nicht mehr als schnell zusammengezimmerter Mainstream. Wenn allein Sting sich mal wieder gefühl- und kunstvoll in „Sister Moon“ inszeniert, ist das altbekannt und vom Verfallsdatum her nur Balladenhandelsklasse C. Einziger Lichtblick ist in diesem Sammelsurium an lau blinkenden Sternchen nur Annie Lennox in dem magisch-abgründigen Pauta-Cole-Song „Hush Hush Hush“. Und Herbie Hancock selbst? Glücklicherweise wird sein Geklimper am Ende dieser intimen Ode ganz schnell ausgeblendet. VÖ:26.9.

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