Herbie Hancock – Thrust

Kaum zu glauben, daß diese Platte mit vier improvisierten Stücken, die zwischen sieben und elf Minuten lang sind, einst von tanzwütigen Teenagern gekauft wurde. THRUST erschien 1974, ein Jahr nach Hancocks Millionen-Erfolg HEADHUNTERS, und wird von Jazz-Kritikern nach wie vor als vernachlässigbar von DJs jedoch als legendär eingestuft. Verantwortlich für den unwiderstehlichen Drive der Musik war Hancocks formidable Funk-Formation, bestehend aus Bennie Maupin (Sopranund Tenorsaxophon, Baßklarinette, Flöte), Paul Jackson (E-Baß), Mike Clark (Schlagzeug) sowie Bill Summers (Percussion). Herbie selbst spielte alles, was schwarze und weiße Tasten besaß – Hauptsache, es hörte sich elektronisch an und schepperte ordentlich: Fender Rhodes Piano, Hohner D-6 Clavinet und jede Menge Synthesizer. Keine Musik mehr für Intellektuelle, sondern Kracher für Dancefloor wollte er abliefern, und das ist ihm besonders mit „Spank-A-Lee“ großartig gelungen. Wem das Reunion-Album der Headhunters zu sehr nach Brand New Heavies klingt, ist mit den wiederaufgelegten Hancock-Klassikern bei Columbia Legacy gut beraten. Nur schade, daß das schöne Inkas-In-Space-Cover der alten THRUST-LP in der CD-Version so popelig aussieht.