Herrenmagazin

Das wird alles einmal dir gehören

RAR/Motor Music/Rough Trade

Soweit in Ordnung. Indie-Rock mit Kawumm, made in Germany.

„Keiner will so sein, doch alle sind so.“ Ein Satz aus der Mitte dieses Albums, der in die Mitte dessen gehört, was wir Indie-Rock nennen. Warum die deutsche Indie-Rockband 2010 sich auf ein Normalmaß zwischen, sagen wir, Tomte und Kettcar einpegelt, wo die Welt doch voller Verlockungen ist, soll mir ein schlauer Mensch erklären. Bei der Hamburger Band Herrenmagazin wollen wir differenzieren: Sound und Songwriting verweisen immer wieder auf die großen Vorsitzenden der „Hamburger Schule“, durch die Ritzen des Albums darf aber frische Punk-Luft zirkulieren. Im Eröffnungsstück „In den dunkelsten Stunden“ kommt all das, was Herrenmagazin auszeichnet, am vorteilhaftesten zusammen, der Pop-Punk von Neunzehnhundertwasweißich, den sie mit Kawumm rausjagen, das Vergnügen am Rauströten, das den klassischen Jungsbund verrät, und die aufflackernde Unlust, sich am guten großen Ganzen zu beteiligen („Ich glaube an das Böse im Menschen, ich glaube an das schönste Gedicht … ich glaube an den Tod im Vorbeigehen, ich glaube, dass man gut sein kann“). Schöner ist nur noch die Kapitulation im Beinahe-Krautrock „Krieg“. Haben Sie jetzt auch „Tocotronic“ gedacht? Den Helden ist nicht zu entkommen. Das, was Indie-Rock made in Deutschland gerade mal sein kann, das sind Herrenmagazin. Und das ist soweit in Ordnung.

www.herrenmusik.de

Story S. 22; CD im ME S. 20