Hock-Spezialitäten

THE SOFT CELL BOX SET: das sind die sechs ersten Singles von Marc Almond und David Ball, geliefert im Format 12 inch, verpackt als farbige/ neo-psychedelische Box. Soft Cell in ihren besten Momenten: aufgepflanzter Glitter und eingefressener Schmutz zugleich. Eine Reise durch ergründete Tiefen und unbekannte Höhen des modern-way-of-love. Vom elektronischen Hitze-Beat der allerersten Soft Cell Single MEMORABILIA (noch ziemlich Suicide-orientiert), über das soulige TAINTED LOVE/WHERE DID OUR LOVE GO, über den doppelten A-Seiten-Tanz-Imbiß BEDSITTER/FACILITY GIRLS, über den neunminütigen Abschiedskuß, der mit einer traumhaften Klarinette ‚eingeleitet wird, SAY HELLO WAVE GOODBYE, über TORCH (eine Single, die auf keinem Album ist) bis zum Soul-Song WHAT!. Alles natürlich ausgedehnte Versionen ihrer kleinen 7inch-Dinger. Und es gibt natürlich eine farbige Broschüre in der Box, mit einer ausführlichen Discographie des Duos und liebevollen Beschreibungen der sechs Maxis. (SOFT CELL: THE TWELVE INCH SINGLES, Some Bizarre CEL BX1, über IMS)6 Das Schweizer Trio Yello hat in seinen Studios einen perfekten/dynamischen Rausch produziert, vielleicht das Beste, was ihnen bisher eingefallen ist: YOU GOTTA SAY YES TO ANOTHER EXCESS war Ende letzten Jahres bei Stiff Records USA in einer schwarzen Hülle erschienen. Jetzt ist diese Maxi in Deutschland zu haben. Dieter Meier läßt seine tiefe Stimme rappen zu einem auf- und abspringenden Elektronik-Disco-Funk-Beat. DESIRE FOR DESIRE, die langsame/zeitlupenhafte B-Seite, ist nicht identisch mit der amerikanischen Ausgabe (da ist esHEAVY WHISPERS, mit einem im Lee Marvin-Stü hauchenden Meier!). (Phonogram811 137-1) (Stiff USA TEES 12-12)5 Noch mehr Rap Rock: die Gruppe Pop-o-pies aus New Jersey (jener Ort auf der Welt, wo man die Grateful Dead noch wirklich ernst nimmt!) bringt auf ihrer WHITE EP eine rührige Rap-Rock-Version des alten Grateful Dead-Stückes „Truckin 1 “ (unglaublich – aber das geht!). (415 Records, über IMS)3 Aus San Francisco kommt ein Miru-Album von Danny & The Paildns Sisters, einer Band, die Mmimal-Rock exzentrisch zu einer Fusion aus Politik/Pop/Kitsch verarbeitet. Der reduzierte Rock erinnert nicht nur wegen Minimal-Drumming und Orgel-Stößen an die frühen Velvet Underground. (Subterranean Records)4 Steve Wynn, Sänger und Gitarrist der kalifornischen Formation The Dream Syndicate, sagt von sich, daß er mehr die frühen Bob Dylan-Werke hört als irgendeine Velvet Underground-Platte. Dennoch singt er wie ein Lou Reed, und der schmutzige/ weiße Krach der beiden rauhen Gitarren zusammen mit dem einfachen Power-Drumming lassen das Dream Syndicate auf ihrer Debüt-LP THE DAYS OF WINE AND ROSES nach einer Mischung aus Creedence Clearwater Revival und Velvet Underground klingen. Aber sie haben einen eigenen/originalen Stil gefunden. Weiße Rhythmen. Psychedelischer Sound, Und in den Texten steckt Psychose. (Ruby Records) 5 Ex-Velvet-Underground-Schlagzeugenn, Hausfrau und Mutter Manreen Tacker nahm alle Instrumente selbst in die Hand (von der Gitarre über Saxophon bis zum Schlagzeug) und spielte in ihrem Wohnzimmer ein sehr persönliches Album ein: PLAYIN 1 POSSUM. Scharfer Trash-/ Garagenrock von attraktiver Einfachheit, darunter ihre Versionen der Rock-Standards „Bo Diddley“, „Lome Lome“ und „Heroin“. (Trash Records, bei Rough Trade Deutschland) 6 Aus Hamburg kommt eine Maxi-Single mit drei Stücken der ehemaligen Abwärts-Sängenn Magita Haberland: MA GITA. „Dolly“ ist ein rhythmischer Eiertanz, bei dem Magita ihre Stimme als Tiny Tim anbietet. Sollte unbedingt in die Hitparade! Die anderen beiden Stücke arbeiten in der bekannten Abwärts-Tradition (Percussion/Rhythmen/schwerer Sound). (Rip Off RP 10243) 3 Die Leidenschaft (Stimme) einer Piaf oder einer Billy Holliday strahlt Caxntel auf ihrem Mini-Album (6 Songs) aus, das mit seinem spärlichen, Jazz-Baß-getragenen Sound viel Weite erzeugt. Die Sängerin Carrnel wird nur von Baß und Sehlagzeug unterstützt. Sehr gut ist ihre Version von Smokey Robinsons „Tracks Of My Tears“, schleichend, atmosphärisch. Kontrollierte Leidenschaft aus Manchester. (Red Flame RFM9)4 „Hands up who wants to die!“ schreit einem Nick Cave aus den ersten schwarzen Rillen der Birthday Party EP THE BAD SEED entgegen und leitet das traurigste/ aggressivste/schwärzeste Werk der Gruppe ein. Und ihr bisher bestes!

Vier Songs, aufgenommen in den Berliner Hansa Studios. Tiefer/morastiger Blues, auf dem Cave sein Trauma von Liebe/Horror/Verzweiflung und immer wieder Liebe ausbreitet.

„Love is for fools and God knows I’m still one“, bricht es aus ihm flehend und sadistisch zugleich heraus. Das brutale Drumming von Mick Harvey reibt sich mit den rauhen Geräuschen der Musik zu einer in die Tiefe gehenden Spannung, die nicht immer leicht zu ertragen ist. Die Gitarre belebt/malt in wilder Kontrolle. Eine erschütternde Aktion. (4AD Records, bad 301) 6 Zum Schluß noch ein kurzer Hinweis auf drei Cassetten des New Yorker Roir Labels, die man jetzt auch m Deutschland bekommen kann (bei: Normal, Bornheimer Str. 31, S300 Bonn). Live-Aufnahmen über 85 Minuten aus dem Jahr 1978 gibt es von der Gruppe Television: THE BLOW UP (Roir A-114). DO OR DIE ist eine Zusammenstellung der Live-Auftntte, die Nico im letzten Jahr in Europa absolvierte; man hört sie teilweise allein mit Harmonium und Stimme, aber auch mit ihrer Begleitband. Darunter sind Stücke wie Bowies „Heroes“ und Reeds „I’m Waiting For My Man“ (was sie ja in ihren Velvet Underground-Tagen nie singen durfte, weil Lou das so wollte). (Roir A-117).

Ein gutes Dokument der New Yorker Punk-/Wave-Szene 1977-1980 ist die Zusammenstellung SINGLES -THE GREAT NEW YORK CITY SINGLES SCENE. Singles, die in jener Zeit auf kleinen Labels erschienen sind. Darunter Patti Smiths „Piss Factory“ und Sachen von den Mumps, Erase», etc. (Roir A-116). Alle4 H. inHülsen