Holly Golightly & The Brokeoffs – Medicine County
Country ist auch nicht mehr das, was es mal war. Heutzutage hören sogar pubertierende Mädchen, Taylor Swift sei Dank, ihre Countrymusik. So gesehen besteht also noch Hoffnung, dass diese Zielgruppe, wenn sie erst einmal etwas älter geworden ist, bei Holly Golightly landen könnte. Denn die exerziert auf ihrem ungefähr 17. Album MEDICINE COUNTY mal wieder durch, was der Rest der Welt nun endlich auch mitgekriegt hat: Country muss nicht spießig oder altbacken, sondern kann sogar ziemlich unterhaltsam sein. Während also ihre Band ein wenig unbeholfen dahin stolpert, wenn auch lange nicht so demonstrativ dilettantisch wie das ihr ehemaliger Mentor Billy Childish früher vorgab, trägt Golighlty ihre Anekdoten und Moritaten vor. In denen geht immer etwas schief, verwandelt sich Trauer in Lächerlichkeit oder löst sich Verzweiflung auf in Belanglosigkeit. Spätestens, wenn Gaststar Tom Heinl vom Blut im Sattel erzählt und dabei seine Stimme bis unter die Grasnarbe absenkt, merkt der Letzte, dass hier Konventionen als ihr eigenes Klischee gerettet werden sollen. So segelt Holly Golightly immer haarscharf an der Grenze zur Karikatur, aber trägt immer nur gerade so dick auf, dass die gestrengen Genre-Definitionen zwar eben noch eingehalten, aber so weit wie möglich gedehnt werden.
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